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Cineastische Verwerkelung (08.02.2006)





Gesellschafter Ronald Herzog und Geschäftsführer Jürgen Hillmer bereiten ihren Auftritt zur Eröffnung vor in der hintersten Ecke des Kinos vor...


Von Manfred Horn

Es war ein Riesenakt, und ein bisschen sehen Jürgen Hillmer und Ronald Herzog so aus, als könnten sie es immer noch nicht glauben: Das neue Lichtwerk im Ravensberger Park steht. »Ich weiß gar nicht mehr, wer es von uns beiden zuerst gesagt hat – es ist ja auch egal – aber als wir hier standen und die Leinwand des Luna Open-Air-Kinos abbauten, haben wir uns gedacht: Was draußen hängen kann, kann auch drinnen hängen«, erzählt Hillmer während der Eröffnung am Freitag.

Hillmer betreibt auch das allsommerliche Luna-Kino zwischen Alter Tischlerei und Historischem Museum. Dort standen die Menschen immer Schlange, wenn sich gutes Wetter mit einem guten Film kombinierte: Vor den wenigen Klos im Museums-Gebäude. Damit ist nun Schluss: Luna-Open-Air-Besucher dürften demnächst im neuen Lichtwerk ihre Notdurft entrichten können.

Angefangen hatte alles – also das Abenteuer Lichtwerk – vor gut 20 Jahren. Damals gründete sich eine Studierendeninitiative, die Kino im Filmhaus machen wollte. Viele Filme wurden damals noch angesagt – vor die Leinwand trat jemand aus der Gruppe und erzählte, was denn nun gleich zu sehen sei und was daran so toll ist. Als das Lichtwerk dann ins Laufen kam, entstand auch Wunsch, einen größeren Saal zur Verfügung zu haben. Daraus wurde jahrzehntelang nichts.

Von der immerhin auch schon Jahre zurückliegenden Erkenntnis, dass die Alte Tischlerei gut ein nettes Kino beherbergen könnte, bis zur Realisierung war es allerdings ein weiter Weg: Jede Menge Kohle musste aufgetrieben werden. Vom kleinen Alternativkino zu einem Lichtspielhaus mit drei Sälen gilt es einige Klippen zu überwinden: Das Land NRW gab glücklicherweise 70 Prozent der Mittel hinzu, bewilligt noch unter dem damaligen Bauminister Michael Vesper. Hillmer, der nun Geschäftsführer des Lichtwerks ist, gewann die Sparkassenstiftung, das Projekt zu unterstützen. Auch von der Filmförderung NRW kamen nicht unerhebliche Mittel, die vor allem in den Innenausstattung flossen. Der Rest sind Schulden.

Ob das wirtschaftlich gut geht, wird die Zukunft zeigen. Nun ist das neue Lichtwerk erst mal da und wird – das steht jetzt schon fest – die Kinolandschaft Bielefelds bereichern. Die drei Kinosäle, passend zum Lichtwerk in ›Werk 1‹, ›Werk 2‹ und eben ›Werk 3‹ getauft, sind ganz in Rot gehalten. Bequeme und großzügige Sessel bieten nun deutlich mehr Platz als noch im alten Lichtwerk. In Werk 1 passen immerhin 130 Zuschauer, in die beiden kleinen Säle, die im Untergeschoss liegen, jeweils 70. In allen Sälen finden sich zudem zwei Rollstuhlfahrerplätze. Abgespielt werden immer noch diese riesigen 35-mm-Rollen, nur der Ton kann hier und da schon mal digital sein.


Filme besser auswerten

Vom Programm her soll sich nicht viel ändern. Nur können Filme, die gut laufen, jetzt eben länger gespielt werden. Der Name Programmkino passt jetzt nicht mehr so ganz: Denn im Gegensatz zum alten Lichtwerk gibt es jetzt keinen über Wochen gültigen Spielplan mehr, vielmehr wird von Woche zu Woche entschieden, ob ein Film noch weiter läuft. Stärker machen will das Filmteam auch wieder das Repertoire-Kino. Alte Schätzchen sollen da über den Bildschirm flackern. Die besonderen Kooperationen und Serien, wie beispielsweise die japanische oder schwul-lesbische Filmwoche, sollen beibehalten werden. Auch das Kinderkino wird es weiterhin geben.






...und liefern dann allerlei Anekdoten zur Geschichte des Lichtwerks