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Rektoratsräumung ohne Besetzer (Teil 2)



Erneut stellen die Besetzer damit die Kompetenz des Rektorats zur Leitung der Hochschule in Frage. Dies hatten sie unter anderem in einem offenen Brief getan, mit dem sie auf das Schreiben des Rektorats vom Dienstag reagiert hatten, in dem dieses die Räumung von A3 gefordert und widrigenfalls mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht hatte. »Dieses Vorgehen lässt Zweifel aufkommen an ihrer Eignung als Hochschulrektor, da Sie sich als unzureichend konfliktfähig erwiesen haben«, heißt es in dem Offenen Brief.


Rektorat fordert nicht-öffentliche Gespräche

In dem bemängeln die Besetzer auch, dass sich das Rektorat einer öffentlichen, ergebnisoffenen Diskussion verweigert. Tatsächlich setzt es bei Gesprächen zum Thema Studiengebühren eher auf einen kleinen Kreis: »Wir würden für den Fall, dass Sie das Rektorat unverzüglich freiwillig verlassen, vorschlagen, dass wir uns anschließend zu einem ersten Gespräch zusammensetzen, in welchem beide Seiten mit je 10 Personen teilnehmen, und zwar ohne weitere Öffentlichkeit, ohne Presse und ohne dass gefilmt oder fotografiert wird«, teilte das Rektorat den Besetzern am Donnerstag in einer Antwort auf deren Offenen Brief mit. Warum die Presse und damit auch die Öffentlichkeit bei einem solchen Gespräch unerwünscht ist, begründet es allerdings nicht.

In dem Schreiben erklärt das Rektorat allerdings, warum es auf die Vorbedingungen der Besetzer für Gespräche – Veröffentlichung von deren Resolution auf der Uni-Homepage, Nutzung des Uni-Verteilers für e-mails und eben öffentliche Gespräche - nicht eingehen wollte: Dadurch wäre der »offizielle Anschein der Legalisierung rechtswidriger Handlungen erweckt worden«, lautet die Begründung der Verweigerungshaltung des Rektorats in dem Schreiben, in dem die Hochschulleitung ziemlich verschnupft klingt

»Ich finde das ziemlich unprofessionell, wenn ich Formulierungen lese, wie: »Sie tun immer so«“, kritisiert denn auch einer der Besetzer das Schreiben des Rektorats. In dem heißt es wörtlich: »Sie tun immer so, als sei die Entscheidung im Senat getroffen, sie ist es nicht«. Das Rektorat – das Schreiben wurde im Gegensatz zu anderen nicht von Rektor Timmermann unterzeichnet – bemängelt weiter: »Zugleich werfen Sie uns vor, eine Meinung zu haben, und zwar eine, die ihrer Meinung widerspricht. Genauso wie Sie sich eine Meinung zur Einführung von Studiengebühren erlauben, erlauben wir uns eine eigene Meinung«, zeigt sich das Rektorat ebenso dünnhäutig, wie in der Formulierung: »Wenn Sie sagen unsere begründenden Argumente überzeugen Sie nicht, erlauben wir uns zu sagen, dass Ihre ablehnenden Argumente uns bisher nicht überzeugen«. Souverän klingt anders.

Ob die Hochschulleitung dauerhaft wieder Herr im Haus ist – zumindest in A3 – bleibt abzuwarten. Auch das Rektorat traut dem Frieden offensichtlich nicht: Während am Wochenende Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes als Putzkolonne die Räume aufräumten, wurden die Flure A3 und B3 abgesperrt, in der zweiten Etage die Zugänge zum Treppenhaus mit Vorhängschlössern abgeriegelt. Am Montag bewachte ein Prodiac-Mitarbeiter den Zugang zu A3. Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht ganz unbegründet, denn die Diskussion um die Einführung von Studiengebühren geht weiter und die Ex-Besetzer haben unter der Überschrift »Das Spiel dauert 90 Minuten« bereits angekündigt: »Wir behalten uns auch weitere Besetzungen als zukünftige Aktionsform ausdrücklich vor, sofern das Rektorat sich weiterhin nicht zu fairen Gesprächen bereit zeigt«. Ein nicht-öffentliches Spiel zehn gegen zehn empfinden die Protestierenden offensichtlich nicht als Fairplay.


Zum Thema Studiengebühren hat der WebWecker einen Brennpunkt eingerichtet