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Die Erscheinung Eckengas (Teil 2)





Religionskritik mit göttlichem Beistand


Eckenga zog in gewohnter Art über die Gott und Welt her, zum Vergnügen des Publikums. Das reichte von einer wohlfeilen Religionskritik bis hin zum obligatorischen Fußball. »Jeder vernünftige Verstand beginnt mit einem lebensbejahenden Atheismus. Er befreit die Seele von Aberglauben, Schrecken, Duckmäusertum, gemeiner Willfährigkeit und Heuchelei und schafft Raum für das Licht des Himmels«, erzählte er, umgeben vom einem schwer blutenden Jesus zu seiner Linken, der auf Stoff gebannt die Wand des Mehrzweckraums bespannte. Da empfahl er, zur Ersatzreligion Fußball zu greifen: »Alle zwei Wochen BVB reichen mir dafür«. Da zitierte er aus Müntes Bibel, rappte gar den Sauerländer: »Die Wirtschaft ist für den Menschen da«.

Da kriegten die lieben Politiker, die sich allsonntäglich bei Christiansen zum Schaulaufen vereinigen, ihr Fett weg: »Sieht aus wie bei den Körperwelten«. Der primitive Eckenga grillt so ekelig, dass ihn die Fleischklumpen, die bei vernachlässigter Fleischbetreuung übrig bleiben, an den zermatschten Körper eines Motorradfahrers nach dem großen Unfall erinnern.


Wohnsitz Österreich

Der ordinäre Eckenga macht auf Fußball, verwandelt sich in den Zigarrenpräsi von Schalke 04. Der doziert darüber, wie Deutschlands Chancen bei der WM stehen, wenn der Bundestrainer im Ausland wohnt. Und kommt zu keinem klaren Ergebnis: Der schöne Helmut mit der Schiebermütze wohnte 1974, war zuvor aber aus der DDR abgehauen. Beim letzten WM-Gewinn 1994 hieß der Trainer Franz Beckenbauer – und der wohnte und wohnt in Österreich. »Vielleicht zählt Österreich auch nicht. Ist ja kein Ausland«, lässt Eckenga Assauer mit verschränkten Armen weiter philosophieren. »Zumindest früher«, schiebt der nach. Und weiß: Der Führer habe viel für den Fußball getan. Denn »ohne den Untergang hätte es das Wunder von Bern nicht geben können«.

Der kultivierte Eckenga kocht und futtert Biogemüse. Der Gourmet, Motto: »Tu Dir selbst was Gutes, dann kannst Du auch gut zu den anderen Menschen sein«, kocht und probiert neben dem Zwiebelschneiden von dem Weißen zur Rechten und von dem Roten zur Linken, der so unglaublich vanillig riecht. Und wird über dem ganzen Kochfirlefanz ziemlich betrunken. Oder aber er kauft am Biostand einen Wirsing, säubert ihn zuhause in der Edelstahlspüle und entdeckt zwei Schrottkugeln. Sein Entsetzen ist groß: »Dieser Wirsing ist nicht artgerecht getötet worden«.

Eckenga kann richtig böse sein, ist aber eigentlich ein lieber Kerl. Dies gilt auch, obwohl er eine Stallpflicht für Journalisten fordert. Zumindest für diejenigen, die über die Vogelgrippe berichten. Denn die haben schon die Aasgeier über Rügen kreisen sehen. Und schreiben so kluge Sätze wie: »Autos, die die Insel verlassen wollen, müssen desinfiziert werden«. Als ob Autos einen eigenen Willen hätten. Eckenga, Du hast recht. Du bist nicht Deutschland. Du bist Rippe, Bauchfleisch und Wurscht – mit einer Prise Vanille. Glück auf!


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