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Kritik an Zirkuswerbung (05.04.2006)







Der Verein ›Blauschwung‹ aus Bielefeld kritisiert die Werbung eines Zirkus in Bielefeld. Sansara-Entertainment aus Bamberg benutze »längst überwunden geglaubte Stereotype: das Bild des wilden, schwarzen ›Afrikaners«.

Mit dem Motto »Afrikas Magie des Dschungels« wirbt zur Zeit ein Zirkus für seine Vorstellungen in Bielefeld und Münster. »Eine märchenhafte Zirkusrevue mit Artisten, Tänzern und Tieren aus der magischen Welt Afrikas« wird versprochen. Seine Reklame stattet der Veranstalter mit einem Kopf aus, der zur einen Hälfte einen Löwen darstellt, zur anderen Hälfte ein Kopf eines Schwarzen.

Das menschliche Gesicht zeige das klassische Bild des edlen schwarzen Wilden mit Kriegsbemalung und Schmuck aus Elfenbein. Auf einem anderen Plakat ist ein schwarzer Mensch, der nur mit einem Bastrock bekleidet und einem Schwert bewaffnet ist, zu sehen, der scheinbar einen Elefanten – »den schwersten Europas« – dressiert. Ebenfalls ist auf diesem Plakat »der kleinste Mann der Welt«, ebenfalls ein schwarzer Mensch, zu sehen, bekleidet mit besonders lustiger Clownskleidung.

Durch die für das Plakat genutzte Illustration werde das Bild des »wilden, primitiven und irgendwie auch faszinierenden archaischen Afrikaners, der eins mit der Tierwelt ist, reproduziert«, kritisiert Blauschwung.

Das Konzept der Zirkusschau gaukele sogar noch Gutmenschlichkeit vor: in einer netten Geschichte werde erzählt, wie böse Industriefirmen aus Geldgier den magischen Dschungel zerstören.

Diese Darstellung des ›Fremden‹ habe auch eine spezielle Bedeutung in Bezug auf die Konstruktion einer kollektiven deutschen oder europäischen Identität: So wie »die Afrikaner« sind, sind »wir Europäer« nicht. Die Wilden, Emotionalen, Zauberhaften stünden auf der einen Seite, »wir« – die Rationalen, Kühlen, Kalkulierenden – auf der anderen Seite. So können globale Ungleichheiten und Machtgefälle naturalisiert werden, stellt Blauschwung fest. Der Zirkus stelle sich damit in die Tradition von Völkerschauen, wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa zu sehen waren. Damals konnten Menschen aus so genannten fremden Kulturen im Zoo oder im Zirkus besichtigt werden. Dabei wurden nicht nur rassenanthropologische Untersuchungen an den Darstellern vorgenommen, viele von ihnen starben in Folge der schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen.

Blauschwung fordert nun auf, die Verstrickung Deutschland in die koloniale Geschichte zu historische Tatsache anzuerkennen und sich damit auseinander zusetzen. Es solle mit der »geschichtslosen und folkloristischen Darstellung und Behandlung von Menschen afrikanischer Herkunft in diesem Land« gebrochen werden.


Mehr Informationen: www.blauschwung.de