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Aus für umstrittenes Bauvorhaben (24.05.2006)



Am vergangenen Donnerstag wurde im Bielefelder Rat eines der umstrittensten Bauvorhaben der Stadt beerdigt. Die Beschlussvorlage der Verwaltung zur Aufstellung eines Bebauungsplans für die Württemberger Allee wurde von der »linken« Mehrheit knapp abgelehnt. Damit nimmt der dreißigjährige Kampf von Naturschützern gegen das Projekt ein gutes Ende, durch das sie Sennelandschaft und Trinkwasser gefährdet sahen.



Von Mario A. Sarcletti

Als Detlef Helling das Ergebnis der Abstimmung bekannt gab und die Konsequenz daraus mit den knappen Worten »Somit ist der Bebauungsplan abgelehnt« beschrieb, musste Ralf Fehring auf seinem Zuschauerplatz im Ratssaal erst einmal tief durchatmen. Noch Minuten später ringt er um Fassung, zu groß ist die Freude über die Entscheidung, die am vergangenen Donnerstag im Bielefelder Rat gefallen war. Seit zehn Jahren kämpft er gegen den Bau von Einfamilienhäusern dort, wo heute noch Bäume stehen – und wohl auch zukünftig stehen werden.

Dabei ist Fehring fast noch ein Neuling im Kampf gegen die Siedlung, von der Naturschützer vor allem Gefahren für einen nur 700 Meter entfernten Trinkwasserbrunnen befürchten. Seit 1976 kämpfen unterschiedlichste Menschen gegen die Pläne aus dem Jahr 1956, dem Jahr der Gründung der Sennestadt GmbH.. Nach fünfzig Jahren ist jetzt wohl das endgültige Aus für die Planungen aus den Anfangstagen Sennestadts gekommen. »Am 1. Juni treten zahlreiche neue EU-Richtlinien in Kraft, danach wäre das so nicht mehr möglich gewesen«, erklärte Ralf Fehring, warum der Rat sich noch im Mai mit dem Thema befasste.

Auch die Redner der Gruppen und Fraktionen im Rat hatten zuvor die Bedeutung der Abstimmung für die Pläne betont, sogar der Sennestädter Bezirksvorsteher Karl Wolff (CDU) richtete einen Appell an die Ratsmitglieder, für das Vorhaben zu stimmen. Er betonte, dass die Bezirksvertretung sich parteiübergreifend dafür ausgesprochen hat, außer den Grünen hätten sich auch im Sennestädter Kommunalwahlkampf alle Parteien für den Bau der Einfamilienhäuser im Sennewald ausgesprochen. »Und diese Parteien haben mehr als 80 Prozent der Stimmen bekommen«, sagte Wolff.

Die Bedeutung der Entscheidung betonte auch Ralf Nettelstroth von der CDU: »Wenn wir heute nicht zu einem Satzungsbeschluss kommen, ist die Württemberger Alle für längere Zeit gestorben«, erklärte er. Vor allem aufgrund der demographischen Entwicklung müsste die Einfamilienhaussiedlung aber gebaut werden. Während in ganz Bielefeld von 1994 – 2005 die Bevölkerungszahl um 4000 gestiegen sei, sei die von Sennestadt im gleichen Zeitraum um 1100 Personen gesunken. Nettelstroth spricht von einem »Leerlaufen« des Bezirks. Durch den erhofften Zuzug von etwa 500 Neubürgern Sennestadts in die Württemberger Allee würde die Kaufkraft wieder steigen, die Einrichtungen des Bezirks würden verstärkt genutzt.


»Neues Bedarfssegment«

Tatsächlich wären bei einem Preis von etwa 500.000 Euro für ein Haus wohl eher kaufkräftige Bürger nach Sennestadt gezogen. Harald Buschmann von der FDP sprach denn auch davon, dass mit den Häusern »ein neues Bedarfssegment« in der Vorstadt geschaffen würde, das zu einer ausgewogeneren Bevölkerungsstruktur beitrage. Er räumte zwar ein, dass der Bedarf geweckt werden müsse. Aber ebenso wie Ralf Nettelstroth glaubt er, dass dies durch die Württemberger Allee gelingen könnte. »Es wird den Bedarf wieder geben«, vermutete der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende.