Webwecker Bielefeld: antira01

Veranstaltungen gegen Rassismus (24.05.2006)



Ab dem 29. Mai findet an der Universität Bielefeld ein »festival contre le racisme« statt. Aber auch an fünfzehn anderen Hochschulorten wird Rassismus in den kommenden zwei Wochen thematisiert



Von Mario A. Sarcletti

Vom 29. Mai bis zum 1. Juni gibt es an der Uni Bielefeld Vorträge, Konzerte und Filme zum Thema Rassismus, zudem wird die Ausstellung »Schlagzeilen und Brandsätze« über rassistische Tendenzen in den Medien gezeigt, die bereits im vergangenen Jahr in der Unihalle zu sehen war (WebWecker berichtete). Neben dem Rassismus wird bei zwei Veranstaltungen auch die Situation von Studierenden in Weißrussland beleuchtet. Schon seit längerem kooperiert der Bielefelder AStA und der freie zusammenschluss der studentInnenschaften (fzs) mit Studierenden in der »letzten Diktatur Europas«, die dort bislang vergeblich versuchten, so etwas wie eine Studierendenvertretung aufzubauen. Nach den Wahlen in Belarus wurden zudem zahlreiche Studierende inhaftiert, auch ein Mitglied des Vorstands der Europäischen Studierendenvereinigung ESIB wurde ins Gefängnis gesteckt.

Vor allem wird es bei dem Festival, das vom Bielefelder AStA organisiert wird, aber um Rassismus in seinen verschiedensten Facetten gehen. So wird sich etwa Frank Gockel vom Bürener Verein »Hilfe für Menschen in Abschiebehaft« mit der »Abschiebemaschinerie« befassen, der Bielefelder Professor Rainer Dollase mit der »Psychologie der Fremdenfeindlichkeit«. Ein anderer Vortrag setzt sich mit dem gerade angesagten Nationalismus in der Popkultur auseinander.

Das festival contre le racisme findet in Deutschland in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Seinen Namen verdankt es der Tatsache, dass das erste antirassistische Fest vom Studierendenverband UNEF in Frankreich ins Leben gerufen wurde, wo es in diesem Jahr zum elften Mal stattfindet.

In ihrem Aufruf stellen der Bundesverband Ausländischer Studierender (BAS) und der fzs fest, dass auch Studierende Opfer von Rassismus werden. Nicht nur dass sie – wie im Fall von Potsdam – von Rechtsextremen angegriffen werden, sie leiden auch unter der restriktiven Zuwanderungspolitik. Vor allem Studierende aus Nicht-EU-Ländern, die nicht über Austauschprogramme nach Deutschland kommen, würden mit einem Berg bürokratischer Hürden konfrontiert. »Für jede Hürde zahlt ein/e ausländische/r Studienbewerber/in Geld«, kritisieren die Veranstalter des festivals contre le racisme.

Zudem würden Studierende nur einen Aufenthaltsstatus für die Dauer ihres Studiums erhalten. Wenn das nach Meinung der Ausländerbehörden zu lange dauert, droht ihnen die Abschiebung. Vor allem muslimische Studierende geraten ins Visier der Abschieber. So berichtet der fzs von einem marokkanischen Studenten der Fachhochschule Düsseldorf, der Anfang April in Abschiebehaft genommen. Die Begründung der Ausländerbehörde laute, dass er im Jahr 1999 in Pakistan gewesen sei. Von dort hätte er nach Afghanistan reisen können, weshalb er möglicherweise Kontakte zu Al Qaida habe, so die Konstruktion der Behörde. In Bielefeld drohte das Ausländeramt in den vergangenen Monaten mehreren Studierenden mit Abschiebung, weil sie nach Meinung ihrer Sachbearbeiter zu lange bis zum Abschluss bräuchten. So wurden einem pakistanischen Studenten in seiner Examensphase mit »aufenthaltsbeenden Maßnahmen« schriftlich angekündigt.