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»Feuer und Flamme« (07.06.2006)





Klaus Dieter Malinowski trommelt mit Begeisterung. Foto: Werner Krüper



Den gelben Lego-Baustein lässt er nicht los. Er trommelt, er singt, aber den gelben Baustein behält er immer in der Hand. Malli hat das Down-Syndrom. Und er ist Teil der integrativen Band ›Feuer und Flamme‹. Eigentlich heißt er Klaus Dieter Malinowski. Als einer von fünf Bandmitgliedern mit geistiger Behinderung macht Malli seit zwei Jahren Musik in der Waldheimat, einer Einrichtung des Evangelischen Johanneswerks mit Hauptsitz in Bielefeld. Der 53-Jährige kann kaum sprechen, doch beim Trommeln findet er den Rhythmus und eine Möglichkeit sich auszudrücken.

Das musikalische Repertoire der Band setzt sich aus bekannten und aus selbst komponierten Liedern zusammen. Die fünf Musiker mit geistiger Behinderung schreiben Stücke von Liebe, Hobbys und den Dingen des Alltags, die sie beschäftigen. Benny, der 18-jährige Sänger, schrieb ein Lied über seine Freundin und Michael, Schlagzeuger und leidenschaftlicher Bodybuilder, hatte die Idee zu einem Lied über seinen Sport. In der Umsetzung unterstützt werden sie von Axel Buhse, Bandleader und Betreuer in der Waldheimat, und Eckhard Hoos, dem Wohnbereichsleiter des Wohnverbands Kierspe. Die beiden Hobbymusiker spielen in der integrativen Band E-Gitarre und Bass.

Den Ton geben die behinderten Musiker an. Sie suchen sich die Lieder und Melodien aus. Herausgekommen ist eine bunte Mischung von Schlager bis Punkrock. »Unsere Sänger Benny und Wolfgang sind richtige Show-Talente. Sie heizen das Publikum an, machen Scherze und improvisieren auf der Bühne«, erzählt Buhse.

Angesichts der Begeisterung mit der sie Musik machen, ist es leicht zu vergessen, wie viel Mühe und Fleiß hinter der Performance steckt. Benny kann zwar lesen, doch der 45-jährige Wolfgang muss alle – vereinfachten – Liedtexte im Kopf behalten. Dietmar am Keyboard ist Spastiker und lebt seit 34 Jahren in der Waldheimat. Ihm markieren Buhse und Hoos die zu spielenden Tasten farbig, bis er sie auswendig kann und kleine Solos einbaut.

»Durch die Band sind alle selbstbewusster geworden«, hat Buhse bemerkt. Aber am besten findet er, dass mit der Zeit ein gemeinschaftliches Band-Gefühl entstanden ist. »Am Anfang ging es immer nur darum, der Lauteste zu sein. Doch sie lernen immer mehr, auf einander zu hören. Sie spielen zusammen statt gegeneinander.«

Aufgeregt seien sie noch vor jedem Auftritt, sagen alle. Doch »auf der Bühne ist alles vergessen und dann legen wir richtig los«, versichert Wolfgang. Jetzt haben sie sogar ein eigenes Musik-Video und sie träumen davon, Aufnahmen in einem Ton-Studio zu machen, noch häufiger vor »normalem« Publikum aufzutreten und einen größeren Probenraum zu finden – Zukunftsmusik.


Mehr Information und Kontakt zur Band bei Axel Buhse, Tel.: 02269.929 8035.