Webwecker Bielefeld: Flughafen

Wenn ein Flughafen zum „Fluch-hafen“ wird



Die Bürgerinformation zum umstrittenen Ausbau der Start- und Landebahn am Flugplatz Windelsbleiche am Montag Abend (30.September) war fast im wahrsten Sinne eine solche: Es schien fast so, als seien die Bürger besser informiert über die geplante Verlängerung. Oberbürgermeister Eberhard David und Vertreter seiner Verwaltung mussten zeitweilig passen.

Der geplante Ausbau der Start- und Landebahn der Flughafengesellschaft in Sennestadt/Windelsbleiche bewegt seit Monaten die Gemüter. Eine Bahn soll auf 1.300 Meter ausgebaut werden. Gesetzliche Richtlinien, die sich auf Sicherheitsgründe beziehen, zwingt die Flughafengesellschaft zu diesem Schritt. Würde der Ausbau nicht vorgenommen, dürften ab 2005 zweimotorige Flugzeuge in Windelsbleiche nicht mehr landen oder starten. Das würde den gewerblichen und geschäftlichen Flugverkehr dort erheblich einschränken – argumentiert nicht nur die Flughafengesellschaft, sondern auch die Stadt Bielefeld.

Doch mit diesem Argument ließen sich die über 500 Bürger auf der Bürgerversammlung am Montag Abend nicht abspeisen. Bestens vorbereitet nahmen sie oft selbst das Ruder in die Hand. Schnell war klar, dass das eigentliche Podium im Publikum war – bestückt mit „STOP den Landesbahn-Ausbau“ -Plakaten und gleich beschrifteten gelben Handzetteln, die immer wieder hochgehalten wurden.

Gleich zu Beginn, Oberbürgermeister David hatte gerade seine Begrüßungsrede gehalten und korrigiert, dass es sich nicht um eine Einwohnerversammlung sondern um eine Bürgerversammlung halte, meldete sich Hans-Joachim Ludwig, Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Ausbau zu Wort und überreichte dem überraschten Redner 4000 Unterschriften gegen den Ausbau – weitere 5000 würden folgen, denn
„Der Protest heute Abend ist nur der Anfang, da können sie sich sicher sein“ sagte Ludwig und erntete minutenlangen Applaus.

Schon zu Beginn war klar, dass heiße Diskussionen zu erwarten waren. Zeitweilig wurde die dürftige Mikrofonanlage von Zwischenrufen übertönt. Das bis auf den letzten Stuhl besetzte Forum des Senner Schulzentrums brodelte. Über 500 Bürger waren gekommen, viele mussten stehen. Gereizte Stimmung.

David und die Vertreter seiner Verwaltung waren nicht nur alleine mit ihren Gründen für den Ausbau, sondern für das Publikum zeitweilig auch unglaubwürdig. Knackpunkt des Abends waren die unterschiedlichen Zahlen des gewerblichen Flugverkehrs in Windelsbleiche und die damit verbundene Notwenigkeit des Ausbaus. Das Argument, das der Flugplatz tatsächlich überwiegend für den gewerblichen und geschäftlichen Flugverkehr genutzt werde, entkräftigte die Bürgerinitiative mit ihren Zahlen und Fakten. Auch zweifelt sie an, das der Ausbau nur aus Sicherheitsmaßnahmen stattfinden soll, vielmehr würde er der erste Schritt zur Vergrößerung sein und damit eine Zunahme des Flugverkehrs bedeuten. Nur eine geringe Zahl von Flugzeugen, die in Windelsbleiche landen, seien von den neuen Sicherheitsvorschriften betroffen, so die Initiative – sie legte sogar Zahlen vor: Nur 2 Flugzeuge. Wenn diese Zahlen stimmen – David und seine Verwaltungsvertreter mussten kontern, weil sie auf diese Frage scheinbar nicht vorbereitet waren – erscheint ein Ausbau tatsächlich fragwürdig.