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Erfolgreich laboriert (Teil 2)



Die Schule, 1974 vom Reformpädagogen Hartmut von Hentig gegründet, ist praktisch seit ihrer Gründung umstritten. Mit den von MitarbeiterInnen des Forschungsbereichs Erziehungswissenschaften des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung vorgelegten Pisa-Ergebnissen erhält die Schule jetzt Rückenwind. Das Konzept einer eigenständigen Schulgesellschaft, die im kleinen reflektiert das große Gemeinwesen spiegeln soll, hat bei der Pisa-Evaluation durchweg gute Noten erhalten.

Zwei Tage lang hielten sich die ErziehungsforscherInnen in der Laborschule auf und stellten Fragen. In den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften ergab sich bei der Auswertung ein »weitgehend positives und gleichzeitig differenziertes Bild«, wie die AutorInnen des Max-Planck-Instituts schreiben. Die durchschnittlichen Leistungen der 15-Jährigen in der Laborschule liegen dabei in den drei Bereichen deutlich über den Mittelwerten der Pisa-Studie in NRW. Im Lesen und in den Naturwissenschaften betrage der Vorsprung mehr als 40 Punkte, was einem Lernzuwachs von gut einem Jahr entspreche, schreiben die ForscherInnen. Einschränkend fügen sie hinzu, dass die SchülerInnenleistungen nicht nur durch die Schule, sondern auch durch die Familie, die Freundesgruppe und andere MiterzieherInnen beeinflusst werden. Tatsächlich verfügen beispielsweise die Eltern der 15-jährigen LaborschülerInnen über deutlich höhere Berufsabschlüsse als die Eltern von Jugendlichen in anderen Schulen NRW’s. Ein differenzierter Vergleich mit Testleistungen von SchülerInnen anderer Schulen, die über einen ähnlichen familiären Hintergrund verfügen, ergab dann auch, dass die LaborschülerInnen in den Bereichen Lesen, Biologie, Chemie und Physik dem Leistungsstand vergleichbarer SchülerInnen entsprechen.


Die Pisa-Leistungen der LaborschülerInnen im NRW-Vergleich



Auffallend sind die Pisa-Ergebnisse unter dem Aspekt gleicher Bildungschancen für Mädchen: In der Laborschule erzielten Mädchen bei den Pisa-Tests deutlich bessere Ergebnisse als Jungen. Die ForscherInnen führen dies unter anderem darauf zurück, dass in der Laborschule mehr Mädchen als Jungen aus »bildungsnahen« Familien kommen – sprich über einen Hochschulabschluss verfügen. Die Befunde weisen darauf hin, dass Mädchen stärker als Jungen von den besonderen Lernbedingungen der Laborschule profitieren.

Erziehung zur Politik schreibt sich die Laborschule seit nunmehr 28 Jahren auf ihre Fahne. Die Pisa-Studie bestätigt, dass bei den LaborschülerInnen eine »erheblich höhere Bereitschaft zu sozialem Engagement« existiert und sie eine vergleichsweise höhere Bereitschaft zur Integration von MigrantInnen zeigen. Bei schulnahen Dimensionen sozialen und demokratischen Denkens und Handelns hingegen würden sich die LaborschülerInnen nur wenig von Gleichaltrigen auf Vergleichsschulen unterscheiden, beispielsweise wenn es darum geht, sich in die Situation eines Mitschülers hineinzudenken.

Die ForscherInnen des Max-Planck-Instituts schließen mit der Feststellung, dass eine »bewusste pädagogische Schwerpunktsetzung auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler und die Entwicklung demokratischer Einstellungen nicht mit Einbußen bei den Fachleistungen einhergehen muss.«