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Ihr Konto ist überzogen!



Studienkonto
Wer sein Konto überzieht, muss kräftig zahlen


Die rot-grüne Landesregierung will zügig ein neues Gesetz erlassen, dass Studienkonten für Hochschulen vorsieht. Wer jetzt denkt, Studiengebühren seien damit vom Tisch, hat sich getäuscht. Der AStA der Uni kündigt Protest an.




Von Manfred Horn

Überraschende Wende im Fall der Studiengebühren in NRW. Die Einführung von Gebühren für Langzeitstudierende zum Sommersemester 2003 ist vom Tisch. Dem ersten kräftigen Aufatmen bei vielen Studierenden folgt aber prompt die Ernüchterung, weil die rot-grüne Landesregierung gleichzeitig die Einführung von Studienkonten beschloss.

Hannolore Kraft, neue NRW-Ministerin für Wissenschaft und Forschung ist stolz: »Der Koalition ist ein großer Durchbruch gelungen. Studienkonten sind für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs der perfekte Einstieg in das ›lebenslange Lernen‹. Die neue Regelung sieht ein Kreditpunktesystem an Hochschulen vor, in einer Übergangszeit von 2004 bis 2007 erhalten Studierende das 1,5fache der Regelstudienzeit, ab 2007 das 1,25fache. Praktisch bedeutet dies, dass beispielsweise Studierende mit einer Regelstudienzeit von acht Semestern und einer angenommenen Wochenstundenzahl von 20 Stunden maximal 240 bis 2007 beziehungsweise nach 2007 maximal 200 Stunden zur Verfügung haben, um ihr Studium abzuschließen.

Sozusagen im Kleingedruckten des Entwurfs des Wissenschaftsministeriums steht, dass danach Gebühren erhoben werden. Vorgesehen sind pauschal 650 Euro pro Semester. Die müssen auch die Studierenden zahlen, die zwar noch Restpunkte haben, weil sie nicht so viele Wochensemesterstunden verbraucht haben, allerdings über das 1,5fache der Studienzeit gehen. Das bedeutet für Studierende mit einer Regelstudienzeit von acht Semestern, dass sie ab 2004 ab dem 13. Semester 650 Euro zahlen müssen, und zwar unabhängig davon, ob sie noch Punkte auf ihrem Studienkonto haben. Studierende, die ihr Studium schnell abschließen, behalten ihre Restpunkte und können sie für weiterführende Studienangebote einbringen können.

Für Langzeitstudierende, die jetzt bereits ihre Regelstudienzeit überschritten haben, hat das neue Modell ähnliche Konsequenzen wie der bisherige Entwurf, der die Einführung von Studiengebühren zum Sommersemester 2003 vorsah. Sie haben lediglich noch ein Jahr mehr Zeit, um ihr Studium abzuschließen. Ab dem Sommersemester 2004 würden sie alle verbrauchten Stunden angerechnet bekommen und müssten bei Überschreitung des Kontos 650 Euro im Semester zahlen. Das heißt, 2004 beginnt das Konto nicht bei Null, sondern bereits verbrauchte Stunden der vergangenen Jahre werden miteingerechnet.