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Schlaglichter: Leben, Arbeiten, Leiden und Sterben der ZwangsarbeiterInnen in Bielefeld



Schlaglichter: Leben, Arbeiten, Leiden und Sterben der ZwangsarbeiterInnen in Bielefeld

Kontrolle und Kennzeichnung

"Zur Arbeit und zurück führte man uns zu Fuß, wir hatten Holzschuhe an den Füßen und an der Brust trugen wir die blaue Kennzeichnung OST".
A.P.L., Ostarbeiterin bei Dürkopp, Jahrgang 1927

   
Junge Menschen, streng erfasst.

Hunger

"Die Zunahme der Belästigung fällt zeitlich zusammen mit der Herabsetzung der Lebensmittelrationen für Ostarbeiter...Weiter kommt hinzu, dass in dem Lager Familien untergebracht sind und dass Kinder bis zu zehn Jahren nur die Hälfte der Normalverpflegung erhalten".
Der Amtsbürgermeister in Halle in einem Brief an den Landrat zum Thema "Belästigung der Landbevölkerung durch Ostarbeiter" (die im Umkreis des Dürkopp-Lagers in Künsebeck Brot u.ä.kaufen wollten)

Arbeits"recht"

"Die deutschen arbeitsrechtlichen und arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen finden auf sie (d.h. die Ostarbeiter) nur insoweit Anwendung, als dies besonders bestimmt wird".
Verordnung über die Einsatzbedingungen der Ostarbeiter. Vom 30. Juni 1942

Im Hintergrund Terror

Zeitraum August 1940 bis April 1941, Raum Bielefeld: 141 Festnahmen von ZwangsarbeiterInnen durch die Stapo. In 50% der Fälle war das Delikt "Arbeitsunlust, Verlassen des Arbeitsplatzes". Dafür wurde 35 mal Konzentrationslager oder "Arbeitser-ziehungs-lager" verhängt, 13 mal Polizeihaft.
Nach Tagesreporte der Stapo Bielefeld

(Kein) Luftschutz

"Was ich furchtbar fand: in den (Luftschutz-)Keller kamen nur Deutsche, die Ausländer, die bei Ruhrstahl arbeiteten...durften nicht rein".
Else Schmitt, Frau des ehemaligen Bürgermeisters von Brackwede, über den großen Luftangriff vom 24.2.1945 auf Brackwede

Gräber

"...Die Leiche ist mit starkem Papier ...einzuhüllen. Die Überführung und Bestattung ist unauffällig durchzuführen...Auf Friedhöfen ist als Begräbnisort ein entlegener Teil zu wählen...Die Kosten sind so niedrig wie möglich zu halten..."
Aus einem Schnellbrief des Reichsministeriums des Inneren an die Städtische Gartenverwaltung betr. sowjetische Kriegsgefangene vom 27.10.1941.

Es gab Unterschiede

"Als die deutschen Arbeiter in der Pause gegessen haben und wir sahen hungrig zu, haben sie immer ihr Brot mit uns geteilt".
A.P.L., Ostarbeiterin bei Dürkopp

"Beim kleinsten Anzeichen von Widerstand wurden Menschen entweder zu Tode geprügelt oder in ein Vernichtungslager geschickt...Die Frau, die die Aufsicht über unser Lager hatte, war bekannt für ihre Grausamkeit."
R.R., Ostarbeiterin bei Dürkopp

Aber... "Die Praktizierung des Rassismus wurde zur täglichen Gewohnheit, zum Alltag" Resümee von Ulrich Herbert in seinem Standardwerke über die "Fremdarbeiter" ( S.177)