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Zoff ums Wohnzimmer der Uni (16.02.2005)




Organisiertes Chaos...



Geht es nach dem Willen der Verwaltung soll die zentrale Halle der Universität neu gestaltet werden. Weniger Zettelwirtschaft an den Wänden, neue Bänke und Mülleimer sieht ein Entwurf vor. Ein Infopavillon und acht Computerterminals in der Halle sollen viele Aushänge ersetzen. Studierendenvertreter befürchten eine Einschränkung der Informationsmöglichkeiten. Aber auch der Senat äußerte Kritik, denn die Planungen wurden ohne seine Beteiligung oder die der Studierenden vom Rektorat beschlossen. Jetzt soll das Verfahren transparenter werden.

Von Mario A. Sarcletti

»Wir wollen, dass die Universitätshalle als Wohnzimmer der Universität für alle attraktiver wird«, umreißt Heike Piehler vom Ästhetischen Zentrum der Universität Bielefeld das Ziel der Pläne zur Modernisierung der Unihalle. Schon seit langem sind größere Baumaßnahmen geplant, wie etwa die Einrichtung eines »Cafe Teutoblick« im nordöstlichen Hallenbereich oder eines Studierendenservice-Centers auf der Galerie. Da die Finanzierung aus Bundesmitteln ungewiss ist, wurden diese Vorhaben aber auf unbestimmte Zeit zurückgestellt.

Dennoch will die Verwaltung rasch an der Optik der Universität und ihres »Wohnzimmers« arbeiten. »Insbesondere mit der Einführung der neuen BA- und MA-Studiengänge, für die im Rahmen eines Marketing-Konzepts geworben werden soll, ist eine Verbesserung von Funktionsfähigkeit und Erscheinungsbild der Halle nicht mehr aufschiebbar«, erklärt ein Papier vom Dezember die Dringlichkeit. Erstellt wurde das Konzept, das inzwischen vom Rektorat abgesegnet wurde, unter anderem von Heike Piehler.

Exakt 214.896 Euro sollen die Maßnahmen kosten. Schnell gab es Kritik, als das Konzept in der Universität publik wurde. »In einer Situation, in der ein Mangel an adäquat großen Seminarräumen, Lehrenden oder auch aktuellen Büchern in der Bibliothek herrscht, finden sich spontan sinnvollere Stellen, das Geld auszugeben«, hieß es etwa in einem Flugblatt der Kompass-Hochschulgruppe Ende Januar.

Nach den Plänen sollen die in die Jahre gekommenen Bänke ersetzt, neue Mülleimer aufgestellt und zusätzliche Tische und Hocker auf der Galerie installiert werden. An einem Infopavillon sollen Ratsuchende Auskunft erhalten. Fast ein Viertel der Kosten, 48.000 Euro, entfällt auf acht Info-Terminals, die in der Halle aufgestellt werden sollen. Sie sollen die meisten Pinnwände ersetzen. »Wir sind im Zeitalter der digitalen Information angekommen und da ist die Frage, ob wir diese Möglichkeiten nicht auch nutzen«, erklärt Heike Piehler die Pläne. Der Vorteil der elektronischen Informationen sei, dass sie schneller aktualisiert werden könnten.

Philippe Wagner, Studierendenvertreter im Senat findet die Kosten für die Terminals viel zu hoch. »Für das Geld könnte man 48 Rechnerplätze zur Verfügung stellen«, hat er ausgerechnet. Er kritisiert jedoch nicht nur die hohen Kosten, auch wenn er »ein breiteres Informationsangebot natürlich prinzipiell gut«, fände. Wie andere Studierende befürchtet er, dass die Terminals auf Dauer jedoch zu einem schmaleren Informationsangebot führen. Denn viele Informationen auf Papier sollen aus der Halle verschwinden.

»Diese Angst ist sicher berechtigt«, zeigt Heike Piehler Verständnis für die Sorgen der Studierenden. Denn nicht nur die Pinnwände der Fakultäten sollen aus der Halle verschwinden, auch Wohnungsgesuche und andere Aushänge der Studierenden sollen im Eingangsbereich zentralisiert werden. »Es gibt aber auch die Angst, dass man in dieser Zettelflut ertrinkt«, findet Heike Piehler, dass zur Zeit ein Überangebot an Informationen herrscht. Denn nicht nur Studierende nutzen die Wände der Halle. »Es kann nicht richtig sein, wenn Zettel von externen Gewerbetreibenden in einer Auflage von vielen hundert Stück überall angebracht werden«, beschreibt Piehler die Situation in der Halle, die sie als »anarchistisch« empfindet.