Webwecker Bielefeld: Mobilität für Kinder (30.08.2006)

Mobilität für Kinder (30.08.2006)




Freuen sich über einen nagelneuen Transporter: (v.l.n.r.) Tim Kähler (Sozialdezernent), Ulrich Möller, Saskia van Oosterum, (Fachstelle für Suchtvorbeugung)


von Manfred Horn

 

Die Bielefelder Drogenberatung hat seit der vergangenen Woche einen neuen VW-Transporter: Den größten Teil der Finanzierung übernahm dabei die Stiftung ›Aktion Mensch‹. Mit dem knallroten Transporter sollen vor allem Kinder von Drogenabhängigen kutschiert werden, um zu besonderen Angeboten zu gelangen. Zugleich will die Drogenberatung auch gemeinsame Aktionen mit Kind und Eltern durchführen, um die Familien zu fördern.

So will die Drogenberatung in der zweiten Herbstferien-Woche eine Ferienbetreuung anbieten. Doch der Transporter soll nicht nur für Spiel, Sport und Ausflüge genutzt werden. Auch kann er Kinder etwa zur Ergotherapiestunde zu bringen. Ziel ist es, die Kinder von Drogenabhängigen zu fördern. Denn oft sind deren Eltern so mit ihrer Sucht beschäftigt, dass sie den Kindern keine Verlässlichkeit und Struktur bieten können. Selbst der Gang zur Schule wird so zur wackeligen Angelegenheit.

Rund 2.500 von illegalen Drogen Abhängige leben in Bielefeld, schätzungsweise 1.000 Kinder wachsen bei ihnen auf. Die Drogenberatung hat Zugang zu vielen, weil sie Anonymität gewährleistet. »Viele der Eltern hätten sonst Angst, dass ihnen ihr Kind weggenommen wird«, erklärt Ulrich Möller, Psychotherapeut bei der Drogenberatung. Werden illegal Drogenabhängige kriminalisiert, stellt sich zwangsläufig auch die Frage, was mit den Kindern geschehen soll. »Wenn die Polizei Kenntnis hat, gibt es einen Verfolgungszwang«, erklärt Tim Kähler, Sozialdezernent der Stadt. Deswegen ist es besser, die Polizei weiß nichts davon, wenn Drogenabhängige Angebote der Drogenberatung aufsuchen.

Die Stadt begrüßt das neue Angebot. Zwar gibt es ein Hilfenetz für Kinder, doch keines für Kinder von Drogenabhängigen. Denn diese Kinder sind oft besonderen Belastungen ausgesetzt: Schnell kommen sie in die Position, die Familie zusammenzuhalten. Dies kann soweit reichen, dass sie dafür sorgen müssen, dass ihre Eltern morgens aus dem Bett kommen. Die Angebote sollen den Kindern Räume schaffen, auch mal wieder Kind zu sein, wie Thomas Niekamp vom Sozial- und Kriminalpräventiven Rat der Stadt Bielefeld (SKPR) erläutert. Hinzukommt, dass Kinder Drogenabhängiger statistisch ein sechsmal höheres Risiko haben, selbst drogenabhängig zu werden. Dadurch wirkt die Arbeit mit diesen Kindern sowohl präventiv und stabilisierend.

Mit der Kinderarbeit hat die Drogenberatung bereits Erfahrung. Jahrelang gab es eine Kindergruppe. Über das Netzwerk ›Kids & Ko‹ bestehen Kooperationen mit verschiedenen Bielefelder Einrichtungen. Mit dem Bulli im Hintergrund kann das Angebot nun erweitert werden. Der Kontakt zu einigen Eltern besteht, weitere Kinder sind jedoch ausdrücklich erwünscht. Für die Eltern entstehen keine Kosten.

 

Auskünfte erteilt die Fachstelle für Suchtvorbeugung der Drogenberatung unter der Telefonnummer 0521. 96780 77