Webwecker Bielefeld: Gemeinsam im Westen (01.11.2006)

Gemeinsam im Westen (01.11.2006)



Von Manfred Horn

»Casa Nostra« heißt ein neues Wohnprojekt in Bielefeld. Citynah am Heisenbergweg, zwischen Schlosshof- und Jöllenbecker Straße wollen Menschen zusammenziehen. »Die Gruppe hat sich praktisch zu dem Grundstück entwickelt«, berichtet Dietlind Wild, eine der InitiatorInnen. Anders als andere Wohnprojekte trifft man sich erst seit einigen Monaten, nachdem man von dem Baugrundstück Wind bekommen hat. Gemeinschaftliche, selbstorganisierte Verwaltung sowie aktiv gelebte Nachbarschaft sind die Leitideen der Gruppe, die zur Zeit aus fünf Personen besteht. Praktisch bedeutet die Leitidee gegenseitige Unterstützung, sei es beim Kinderhüten, Einkaufen im Krankheitsfall oder beim Handwerkeln.

Klar ist den Initiatoren aber auch, dass nicht jeder persönliche Bedarf über die Gemeinschaft abgedeckt werden kann. Wer gebrechlich wird, muss seine Pflege über einen der üblichen Pflegedienste abwickeln – die Hausgemeinschaft übernimmt dies nicht. Das Füreinander-da-sein soll auf Freiwilligkeit beruhen. Die Verpflichtungen sollen sich in Grenzen halten, jeder soll schließlich sein Leben weiter nach den eigenen Vorstellungen gestalten können.

Die Gruppe arbeitet eng mit dem Architekten Klaus Beck zusammen, der auch den neuen Anbau des Welthauses entworfen hat. Er hat bereits Pläne für den Gebäudekomplex erstellt, der aus zwei vierstöckigen Häusern besteht, verbunden durch das Treppenhaus und einen Fahrstuhl. Passivhäuser es zwar nicht, aber die Gruppe legt Wert auf hohen ökologischen Standard. Der Wohnraum von insgesamt rund 1300 Quadratmeter soll sich auf 12 bis 18 abgeschlossene Wohnungen verteilen. Wie groß die einzelnen Wohnungen werden, können die künftigen Eigentümer selbst entscheiden. Alle Wohnungen sollen barrierefrei sein und über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Zu den Wohnungen kommt ein Gemeinschaftsraum mit Küche, für gemeinsame Aktivitäten und Feste. Auch ein gemeinsames Gästezimmer, ein Werk- und Traininigsraum wünscht sich die Gruppe, wenn es der finanzielle Spielraum hergibt.


Ruhige Lage, aber nicht billig

Billig wird das Bauvorhaben nämlich nicht. Die BGW baut in dieser Ecke neu, plant Einfamilienhäuser und Sechs-Geschoßbau. Sie würde die Fläche für die zwei Häuser an die Gruppe verkaufen. Die würde dann in Eigenregie bauen, jede Partei würde Eigentümer ihrer Wohnung werden. Die Kosten, so schätzt der Architekt, würden bei 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche liegen. Hinzu kämen rund 100 Euro Umlage für die Gemeinschaftseinrichtungen. Für Familien mit Kindern kann die Finanzierung durch das Land NRW innerhalb bestimmter Einkommens­grenzen mit zinslosen Krediten unterstützt werden. Die Gruppe plant auch, einige Wohnungen als Sozialwohnungen zu vermieten. Dafür werden allerdings noch Personen gesucht, die ihr Geld in einer öffentlich geförderten Wohnung anlegen möchten.

Richtig gut findet die Gruppe den Standort: Citynah mit guten Verkehrsanbindungen an Stadtbahn und Buslinien; Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Schulen und auch der Nordpark sind gut zu Fuß erreichbar. Außerdem ist die Wohnlage sehr ruhig: Nach Erschließung des Geländes wird es dort keinen Durchgangsverkehr geben, sondern nur kleinere Stichstraßen. Der Bebauungsplan durchläuft zur Zeit die Gremien der Stadt, im Sommer 2007 könnte Baubeginn sein.

Als ideal bezeichnet die Gruppe eine bunte Mischung der Wohnparteien: Alt und Jung, Männer und Frauen, Alleinlebende, Paare und Familien, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Berufe. So sollen sich unterschiedliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Lebensstile ergänzen. Zur Zeit gibt es einen deutlichen Überschuss an Älternen und Frauen. So sind besonders noch junge Familien und Männer willkommen.

 

Interessierte können bei der Informationsveranstaltung am Dienstag, den 7. November, 20 Uhr in der AWO-Begegnungsstätte, Heisenbergweg 2, Näheres über das Projekt und die Pläne erfahren. Kontakt außerdem über Dietlind und Heiner Wild, Tel. 0521-132741, d-h-wild@web.de