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Hohmanns Hintergrund (Teil 2)



Erschienen ist »Jüdischer Bolschewismus« in der Edition Antaios. Die beschreibt auf ihrer Internetseite das Buch so: »Und weil der durch jüdische Führer geprägte Kommunismus zu einer terroristischen Diktatur ausartete«, sei das »einer der Wege, die in den tödlichen Antisemitismus des vergangenen Jahrhunderts führen«. Die Edition ist einer der wichtigen Verlage der so genannten Neuen Rechten. Sie gibt unter anderem eine Schriftenreihe zu Ernst Jünger heraus, auch dessen ehemaliger Privatsekretär Armin Mohler war einer der Autoren des Verlags. Der gilt als Erfinder der »Konservativen Revolution«, schrieb das Vorwort für die deutsche Ausgabe von deren Standardwerk »Kulturrevolution von Rechts« von Alain de Benoist und bezeichnete sich selbst als Faschist. Ein weiterer Autor des Verlages ist Karlheinz Weißmann, laut »Informationsdienst gegen Rechtsextremismus« einer der führenden Strategen der so genannten Neuen Rechten. Als solcher moderierte er 1998 die »Bogenhausener Gespräche« zum Thema »Facetten der Konservativen Revolution«. Die wurden von der Münchner Burschenschaft »Danubia« veranstaltet, die dem Bayrischen Innenminister Beckstein als Beispiel diente, als er 2001 vor einer »Unterwanderung der Hochschulen durch Rechtsextremisten« warnte. Im selben Jahr wurde die Danubia bundesweit bekannt, als sie einen rechtsextremen Schläger nach einem Überfall auf einen Griechen in ihrem Haus versteckte.

Rogalla von Bieberstein bestreitet aber, dass sein Buch antisemitisch sei. »Die Unterstellung, dass Hohmann und ich ein »rassistisches Judenverständnis« hätten geht ins Leere«, heißt es in einem Schreiben an die Frankfurter Rundschau. »Sie ist wohl darin begründet, dass viele Linke kein Verhältnis zur Heiligen Schrift haben«, so der Bibliothekar weiter.

In der Universität ist Rogalla von Bieberstein Fachreferent für die Bereiche Soziologie, Frauenforschung und das Zentrum für Interdiziplinäre Forschung. »Seine Aufgabe ist es im Einvernehmen mit der Fakultät Bücher zu bestellen«, beschreibt Jost Adam, stellvertretender Direktor der Uni-Bibliothek, die Aufgabe eines Fachreferenten. »Es ist aber nicht so, dass Bieberstein die Regale vollstellt mit Büchern, die man am liebsten nicht in die Hand nehmen würde«, begegnet er Bedenken, dass der Bibliothekar rechte Literatur einkaufe. Das in der Uni vorhandene Exemplar von »Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität« habe im Übrigen nicht Rogalla von Bieberstein angeschafft. »Er hat der Bibliothek ein Autorenexemplar geschenkt und der Fachbereich Geschichte hat es in den Bestand aufgenommen«, erklärt Jost Adam.

Die Antifa-AG hat jedoch Sorge, dass Rogalla von Bieberstein nicht der richtige Mann ist, um Literatur für Soziologen und Politikwissenschaftler anzuschaffen: »Wir halten ob der beschriebenen Umstände die wissenschaftliche Weiterbeschäftigung des Doktor von Bieberstein für eine ernsthafte Gefahr«, heißt es in der Erklärung, in der dessen sofortige Entlassung gefordert wird. Außerdem verlangt die Antifa-AG unmissverständliche Stellungnahmen von Rektorat und Wissenschaftsministerium.

»Darüberhinaus halten wir eine öffentliche Diskussion über die vertretenen Thesen für unabdingbar«, macht die Antifa-AG klar, dass sie den Fall Rogalla von Bieberstein nicht auf sich beruhen lassen wird. Eine dieser Thesen steht auf der letzten Seite des Buches: Man dürfe der »deutschen Jugend nicht über Generationen „die Last von Auschwitz« aufbürden.