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Collegium Humanum durchsucht (03.12.2003)



Haverbeck
Werner Haverbeck: Begründer des Collegiums und überzeugter Nationalsozialist






Am Dienstag vergangener Woche wurden die Geschäftsräume des Vereins ›Collegium Humanum e. V.‹ in Vlotho, die Wohnungen verantwortlicher Repräsentanten des Vereins und die Firmenräumlichkeiten einer Druckerei von der Staatsanwaltschaft Bielefeld und Beamten des Polizeilichen Staatsschutzes Bielefeld durchsucht. Am Mittwoch folgte die nächste Aktion der Polizei: Die gesamten Auflage der Ausgabe Nr. 6, die geade aus dem Druck kam, wurde beschlagnahmt. Beamte des polizeilichen Staatsschutzes stellten in Vlotho etwa 3000 Exemplare sicher.

Am Dienstag wurden Exemplare der Ausgabe September/Oktober 2003 (Ausgabe Nr. 5) der vom Collegium Humanum herausgegebenen Zeitschrift ›Stimme des Gewissens‹, in der die Vernichtung der europäischen Juden durch die Machthaber des Dritten Reiches als Lüge bezeichnet wird, sichergestellt. Das Amtsgericht Bielefeld hat die Beschlagnahme dieser Ausgabe wegen des Verdachts der Volksverhetzung angeordnet.

Auch die ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach hat Strafanzeige gegen mehrere Personen aus dem Umfeld des Seminarhauses ›Collegium Humanum‹ gestellt. Das »extrem rechte Seminarhaus« in Vlotho drohe zu einem neuen Zentrum für Holocaustleugner zu werden.

Das Collegium Humanum unterhält in Vlotho eine Bildungsstätte, die seit 1963 von Rechtsextremen unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung genutzt wird. Mehrfach haben sich bekannte Neonazis aus dem ostwestfälischen Raum dort getroffen. Beispielsweise fand am 31. März 2001 im Collegium ein Konzert der aus Gütersloh stammenden Band Sleipnir statt, deren CD mit dem Titel ›Mein bester Kamerad‹ wegen volksverhetzenden Inhalts beschlagnahmt wurde. Regelmäßig trifft sich auch die Neue Rechte im Collegium, so die Szene um die Zeitung »Wir Selbst«, die auf das Engagement von NPD-Aktivisten zurückgeht.

Ein weiteres Beispiel: Am 9. November 2003 versammelte sich nach Angaben von Buntenbach eine Gruppe Rechtsextremer im Collegium, um den Verein »zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten« zu gründen. Stellvertretende Vorsitzende wurde die Leiterin des Collegiums Ursula Haverbeck-Wetzel. Laut einer Presseerklärung haben an der Gründung zahlreiche bekannte Neonazis und Holocaustleugner teilgenommen, unter anderen Ernst Zündel, Germar Rudolf, Gerd Honsik, Hans Dieter Sander, Manfred Röder und Anneliese Remer. Ziel des Vereins ist nach Angaben von Buntenbach eine internationale Sammlungsbewegung von Holocaustleugnern, die Wiederaufnahme von Strafprozessen und die Bereitstellung von finanziellen Mitteln für den »Rechtskampf«.

Es werde überhaupt nur die Spitze des Eisbergs der Aktivitäten im Collegium Humanum sichtbar, sagt Buntenbach. Es sei zu vermuten, dass bei den Seminaren im Collegium massiver Antisemitismus und Holocaustleugnungen verbreitet werden. Darauf deute die häufige Referententätigkeit Horst Mahlers dort hin. Buntenbach begrüßt die Polizeiaktion und die Beschlagnahmung der »Stimme des Gewissens«. Doch die Strafverfolgungsbehörden seien weiterhin gefordert, einzuschreiten und das Haus gegebenenfalls zu schließen. Buntenbach hofft, dass nun auch die Öffentlichkeit und die politisch Verantwortlichen in Vlotho deutlich gegen Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus Stellung beziehen.


Auf der rechten Internetseite www.deutschlandluegen.de werden die Tätigkeiten des neu gegründeten Vereins zur Rehablilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten dargestellt