Webwecker Bielefeld: auseinandersetzung03

Antisemitismus-Diskussion in der Uni (Teil 3)



Die interessierten Zuhörer erfuhren anschließend auch etwas über die Rezeption der Rede Hohmanns bei anderen Rechtsextremen. »Es ist doch kein Zufall, dass der Rechtsextremist Reinhard Uhle-Wettler von der »Staats- und wirtschaftspolitischen Gesellschaft« genau die Passagen lobt, von denen sich Hohmann im Nachhinein distanziert hat«, beschrieb Schobert.

Wohl auch kein Zufall ist es, dass Ursula Haverbeck-Wetzler sich für Hohmann einsetzte. In einem Brief an den CDU Landesverband Hessen stellt sich die Leiterin des Collegium Humanum in Vlotho hinter den Fuldaer Abgeordneten: »Er hat historisch korrekte Tatsachen über das Wirken der Juden berichtet«, befindet sie. Dafür müsse er sich nicht entschuldigen. Entschuldigen müssten sich ihrer Meinung nach die, »die bis heute im Gegensatz zu den Deutschen sich ihrer Verbrechen eher rühmen als Fehlverhalten öffentlich um Verzeihung bittend einzugestehen«, fordert Haverbeck-Wetzel und führt aus, wen sie damit meint: »Das sind die Polen, die Tschechen und insbesondere die Juden«. Mit der Formulierung »Es geht um Wahrheit und Gerechtigkeit« verweist sie direkt auf den Titel von Hohmanns Rede. Was Haverbeck-Wetzel unter Wahrheit versteht, zeigte sie am 30. Juli auf der Wartburg, wo sie gemeinsam mit Horst Mahler ein Transparent in die Kameras hielt. Die Botschaft darauf war eindeutig: »Den Holocaust gab es nicht«.

Bei der Diskussion, die sich am Donnerstag an die Vorträge anschloss, gab es Konsens. Man war sich einig, dass das Thema Antisemitismus in der Hochschule ebenso weiter behandelt werden soll, wie die Frage rechtsextremer Literatur in der Uni-Bibliothek. (Webwecker berichtete). »Wir lassen nicht zu, dass das Rektorat das Thema unter den Teppich kehrt«, sagte ein Redner.

Die Vermutung der Veranstalter, dass an dem Abend auch Rechtsextreme auftauchen könnten, bewahrheitete sich nicht. Nur einige junge Männer aus dem Burschenschaftsumfeld nahmen teil. Einer von ihnen fragte, nachdem er sich artig bei den Referenten für die erhellenden Ausführungen bedankt hatte, ob Hohmann denn wohl die Brisanz seiner Rede überhaupt bewusst gewesen sei. Alfred Schobert beantwortete die Frage mit einem Zitat aus Shakespeares Hamlet: »Und ist es Wahnsinn auch, so hat er doch Methode.«


Um den Wahnsinn und die Methode des deutschen Antisemitismus geht es auch bei einer Veranstaltung in der Universität am morgigen Donnerstag . Auf Einladung der Georg-Werth-Gesellschaft wird Jörg Rensmann von der Berliner gruppe offene Rechnungen über »Antisemitismus und die »Aufarbeitung« der Vergangenheit« referieren. Die Veranstaltung beginnt am 11.12.03 um 19:30 Uhr in Hörsaal 2