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Datenkraken gesucht (27.08.2003)



Noch bis Sonntag können Kandidaten für den Big Brother Award 2003 nominiert werden. Der wird bereits zum vierten Mal vergeben. Einer der Initiatoren des Preises für Datenkraken, der Bielefelder Künstler padeluun, erklärt den Hintergrund des Preises und wer für die »Ehrung« in Frage kommt.




Interview: Mario A. Sarcletti

An der Ruhr Universität Bochum läuft zur Zeit ein Massen-Gentest um einen Serienvergewaltiger dingfest zu machen. Wäre das ein Fall für den Big Brother Award?

Unbedingt. Ich glaube, dass diese Massenscreenings da auf jeden Fall hinein gehören, witzigerweise ist so etwas aber noch nie nominiert worden. Aber bis zum 31. August kann dieser Fall ja noch nominiert werden.


Wieviele Nominierungen gibt es denn bis jetzt?

Ich habe das nicht gezählt, denn nach einer Pressemitteilung sind so viele Nominierungen auf uns eingeprasselt, dass wir aufgehört haben zu zählen. So etwa 150 dürften es sein.


Damit unsere Leser einen Anhaltspunkt haben, was nominiert werden kann: Welche Fälle sind da denn dabei?

Es probiert ja jeder Journalist vorab herauszufinden, was denn nominiert wurde, aber vor dem 24. Oktober, wenn wir den Preis verleihen, gibt es keine Auskunft.


Dann versuche ich es mal anders herum: Wer hat denn im vergangenen Jahr gewonnen?

Das ist eine gute Art zu fragen. Jawoll, darüber kann ich gerne Auskunft geben: Wir hatten letztes Jahr als Hauptpreisträger die Firma Microsoft, die auch gekommen sind und sich den Preis abgeholt und Besserung gelobt haben. Das war übrigens ein Novum. Wir hatten bei den ersten Awards die Payback-Karte als ersten Preisträger herausgebracht, dieses Jahr versuchen wir den Schwerpunkt mehr auf den Bereich Arbeitsrecht zu legen, mal schauen, was da so kommt.


Microsoft hat den Preis und die Kritik angenommen. Gab es denn auch Preisträger, die so richtig vergrätzt und sauer waren?

Das sind die wohl meistens. Wir wissen von der Firma Payback, dass sie Journalisten regelrecht angelogen und behauptet hat, wir hätten schlecht recherchiert. Das ist so die Standardaussage bis dann so nach und nach über Klagen des Verbraucherschutzes alle Vorwürfe bestätigt wurden. Das wird dann natürlich nicht mehr erzählt. Die Firmen sind schon oft sehr, sehr sauer. Aber das müssen die akzeptieren, wenn sie vorher nicht drüber nachdenken, müssen sie eben einen Stupser kriegen.


Stichwort Payback-Karte: Ich war gerade in einem Bielefelder Kaufhaus und da ist mir aufgefallen, dass die Kunden ganz wild auf diese Karten sind. Fehlt da ein bisschen die Sensibilität für Datenschutz in der Bevölkerung?

Nein, das glaube ich nicht, aber es gibt drei Arten, wie die Leute damit umgehen: Sie bemerken es und wehren sich dagegen immer wieder in kleinen Stücken. Die zweite Art ist nicht zu bemerken, dass es hier um Datenschutz geht, um die eigene Privatsphäre. Die dritte Möglichkeit ist es zu ignorieren, weil man denkt, was kann ich da schon machen. Dabei sieht man gar nicht, wie viel man eigentlich tun kann.