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Über 280 Frauen suchten Zuflucht in 2003 (26.11.2003)



Weithin unbekannt, aber wichtig: Am Dienstag war internationaler Tag zur Ächtung von Gewalt an Frauen und Mädchen. Auch in Bielefeld sind Mädchen und Frauen häufig Opfer von Gewalt. Um so widersinniger erscheint es, dass gerade dort Mittel gekürzt werden sollen


Von Manfred Horn

Am gestrigen Dienstag war »Internationaler Tag zur Ächtung von Gewalt an Frauen und Mädchen«. Der Gedenktag geht zurück auf den 25. November 1960. Damals wurden drei Schwestern wegen ihrer politischen Aktivitäten vom militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik nach monatelanger Folter ermordet. 21 Jahre später wurde dann auf einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen der Gedenktrag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen ausgerufen.

In Bielefeld beteiligten sich viele Frauenprojekte an dem Gedenktag: So hingen am Dienstag vor vielen Einrichtungen Fahnen mit dem Aufdruck »Nein zur Gewalt an Frauen. Frei Leben. Gegen Gewalt«.

Aus diesem Anlass wies das Autonome Frauenhaus Bielefeld auf die Gewaltstatistik von Januar bis November 2003 hin: So wurde eine junge Frau von ihrem Mann während des Wochenmarkts auf dem Kesselbrink erschossen, eine Prostituierte von einem Freier auf brutalste Weise erstochen. Rund 230 Frauen suchten Zuflucht in den zwei Bielefelder Frauenhäusern, rund 50 Mädchen in der Zufluchtsstätte des Mädchenhauses. Die polizeiliche Kriminalstatistik für 2002 weist unter anderem 225 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aus, davon waren 70 kleine Mädchen, 35 jugendliche Mädchen und 120 Frauen. Im gleichen Zeitraum kam es in Bielefeld nach der Statistik zu 40 Vergewaltigungen. Rund 400 Frauen erstatteten 2002 Anzeige auf Grund häuslicher Gewalt.

Für das Autonome Frauenhaus stellen diese Zahlen nur die Spitze des Eisbergs dar. Tatsächlich sei die Zahl der Mädchen und Frauen, die Gewalt erleben, wesentlich größer. Beispielsweise kenne 90 Prozent der sexuell mißbrauchten Mädchen ihren Täter gut, so dass es hier nur zu einem angezeigten Fall auf 30 nicht-angezeigte Fälle komme. Die bundesweite »Lobby für Menschenrechte« weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Gewalttäter jährlich viele Milliarden Euro Kosten verursachen, gleichzeitig die Politik am Hilfesystem spare. Es werde Wirtschaftspolitik auf dem Rücken misshandelter Frauen betrieben. Nach den aktuellen Landeshaushaltsplanungen für 2004 sind in Bielefeld der Frauennotruf und das Mädchenhaus von Kürzungen betroffen.