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›Stiftung Solidarität‹ vergibt Preise für 2003 (29.10.2003)



Den ›Regine Hildebrandt-Preis‹ 2003 erhielten am vergangenen Freitag Eduard Wörmann und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen. Bereits zum siebten Mal hat damit die Bielefelder ›Stiftung Solidarität‹ ihrer Ansicht nach vorbildhafte Initiativen und Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um die Linderung von Arbeitslosigkeit und Armut in Deutschland verdient gemacht haben.

Bis 2001 hieß der Preis noch ›Förderpreis der Solidarität‹, seit 2002 trägt er den Namen der verstorbenen SPD-Politikerin Regine Hildebrandt, die sich zu Lebzeiten besonders und vehement gegen Arbeitslosigkeit und Armut einsetzte. Über 150 Projekte und Personen wurden in diesem Jahr der Jury vorgeschlagen. Die insgesamt 20.000 Euro teilen sich zwei Preisträger: Die ›Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen‹ »habe den lebendigen Beweis dafür angetreten, dass an den gesellschaftlichen Rand gedrängte Menschen gemeinsam mit anderen Betroffenen Selbsthilfe organisieren und aktiv werden können«, erklärte Professor Karl Kahn, Vorsitzender der ›Stiftung Solidarität‹. Angesichts der aktuell geplanten Einschnitte in das soziale Sicherungssystem bleibe die Bundesarbeitsgemeinschaft ein unverzichtbares Sprachrohr der Bevölkerungsgruppe, die von Armut und Ausgrenzung betroffen ist.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss von Sozialhilfeinitiativen. Das Frankfurter Koordinations- und Beratungsbüro des Vereins initiiert immer wieder die Gründung von Selbsthilfegruppen von und für Sozialhilfebezieher. Publikationen und Rundbriefe über neue Rechtsprechung, Verwaltungsvorschriften, Tendenzen und Stellungnahmen im Bereich der Sozialhilfe unterstützen die Beratungstätigkeit von Sozialhilfe- und Erwerbsloseninitiativen. Unermüdlich habe sich der Verein mit Stellungnahmen, Aufrufen, eigenen Reformvorschlägen, Veröffentlichung von sozialen Mindeststandards gegen den stetigen Abbau sozialstaatlicher Leistungen zu Wort gemeldet. Mit seiner Kampagne »Zur Verbesserung der Situation sozialhilfebeziehender Kinder« habe er einen Teilerfolg bei der Nichtanrechnung von Kindergelderhöhungen auf die Sozialhilfe erzielen können, heißt es in der Preisbegründung.

Neben der Bundesarbeitsgemeinschaft wurde Eduard Wörmann ausgezeichnet. Der in Bielefeld-Bethel geborene Theologe wurde später unter anderem Vorsitzender des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt. Er hatte, so heißt es in der Preisbegründung, bis zu seiner Pensionierung 1995 wesentlichen Anteil daran, dass die evangelische Kirche »wie keine andere Großorganisation frühzeitig damit begonnen hat, nicht nur über Arbeitslose sondern mit Arbeitslosen zu reden«. Flächendeckend entstanden in Nordrhein Westfalen bereits 1985 über hundert Arbeitslosentreffs und Arbeitsloszentren, die bis heute von einem Koordinationszentrum vernetzt und begleitet werden. Modellhaft sind Wörmanns Initiativen Kirche, Gewerkschaften und andere gesellschaftliche Gruppen in die Verantwortung zu nehmen, um die Trägerschaft von Arbeitslosenprojekten auf ein breiteres Fundament zu stellen. Der Arbeitsstil des inzwischen pensionierten Wöhrmann sei es gewesen, im engen Kontakt zu den lokalen Projekten und im Gespräche mit den unmittelbar Betroffenen ein genaues Bild von der Situation Arbeitsloser zu gewinnen.