Webwecker Bielefeld: irie

Benefiz für Kinder auf Jamaica (24.09.2003)



Kinder
Für diese Kinder spielen
Mandingo & The Jazz Department am Samstag im IBZ



Am Samstag findet im IBZ ein Benefizkonzert für Kinder auf Jamaica statt. Zwölf Kinder aus schwierigsten Verhältnissen, 5 bis 12 Jahre alt, haben im »Home of Charlotte�s Children« (HCC) ein neues Zuhause gefunden, für über hundert Straßenkinder aus der Region Montego Bay bietet das Heim eine Anlaufstelle. Organisiert hat das Benefizkonzert der Bielefelder Musiker Junior Mandingo, selbst aus Jamaica und unter anderem Mitglied der Reggae-Band »Movements«. Im Webwecker-Interview erläutert er die Hintergründe seines Engagements.

Interview: Mario A. Sarcletti

WebWecker: Können Sie die Einrichtung »Home of Charlotte�s Children« einmal beschreiben.

Junior Mandingo: Ursprünglich hatte die Gründerin, Frau Plowright-Buzzi, ein Grundstück von der Kirche bekommen. Doch dann stellte sich heraus, dass das Grundstück nicht der Kirche sondern einer Privatperson gehört. Die wurden dann einfach hinausgeschmissen. Mama hat dann Land gekauft. Inzwischen ist sie gestorben, die Tochter betreibt das jetzt weiter.

Was für Kinder sind das in der Einrichtung?

In dieser Einrichtung leben Kinder, die ich einfach Kinder mit schlechtem Schicksal nennen würde. Von Missbrauch über Unterernährung bis zu Krankheiten. Aber alle diese Kinder haben eines gemeinsam: Es gibt niemanden, der sich um sie kümmert.

Und wie kamen die Kinder ins HCC? Wie hat Frau Buzzi die sozusagen gefunden?

Die Mutter Buzzi ist für ihre Arbeit in Montego Bay bekannt und die Tochter hat das praktisch geerbt. Sie hat es in einer Krisenzeit ein sehr schweres Erbe angetreten. Was das heute ist, ist kein Paradies, es ist ein kleines Licht wie Bethel. Und durch ein kleines Licht kann man durch einen dunklen Tunnel seinen Weg finden. Ich denke, das ist einfach ein Weg, die Kriminalität in Montego Bay einzuschränken, weil diese Kinder sind vorprogrammierte Gunmen und Killer. Wenn man die nicht rechtzeitig von der Straße nimmt und ihnen irgendetwas beibringt. Zum Beispiel das, was Kinder möchten: Spielen und Kinder sein. Der Erlös des Konzertes soll übrigens dazu beitragen, ihnen eine musikalische Ausbildung zu ermöglichen.



Wie würden Sie denn die soziale Lage der Kinder auf Jamaica beschreiben, das hier ja vor allem als wunderbares Urlaubsland gilt?

Wie soll ich es sagen: Es gibt Kinder, die sind mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Die haben Satellitenschüsseln, die Eltern ein Konto in der Schweiz. Und es gibt Kinder, die haben weder Zugang zu Bildung noch zu vernünftiger Ernährung. Man sieht das, wenn man um 12 Uhr nachts durch Montego Bay läuft: Da sind Kinder, die nicht im Bett sind, versuchen Touristen etwas zu verkaufen. Und man fragt sich dann: Wo ist das Jugendamt? Es sind ganz andere Verhältnisse als hier, das ist unvergleichbar.