Webwecker Bielefeld: pflege012

Vereinbarung von Beruf und Pflege fehlt (20.08.2003)



In der Pflege sei es »Fünf vor Zwölf«, betont Angelika Gemkow, Landtagsabgeordnete der CDU aus Bielefeld. Wie Untersuchungen zeigen, nimmt in Deutschland die Bereitschaft, Pflege für Familienangehörige zu leisten, ab. Je besser ausgebildet, je höher die berufliche Funktion und das Einkommen, desto ausgeprägter ist der Wunsch nach Inanspruchnahme stationärer Hilfen. Diese Untersuchungen sind für Gemkow ein Alarmsignal. Für die Zukunft bedeute dies: Noch mehr Nachfrage nach Unterbringung und Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Gegenwärtig würden beispielsweise noch 80 Prozent der Demenzerkrankten in den ersten Jahren zu Hause gepflegt. Die Familien, die Angehörigen pflegebedürftiger Menschen seinen oft völlig fertig und überfordert. Statt unqualifizierte Äußerungen über die Pflegeversicherung zu machen, sollten Politik und Gesellschaft lieber darüber reden, welche Hilfen pflegenden Familien gegeben werden können.

Gemkow fordert »dringend eine bessere Beratung, Unterstützung und Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. Dazu gehört nach ihrer Meinung auch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. . Die Aufgabe der eigenen Erwerbstätigkeit, das zeitliche Eingebundensein und der Verlust sozialer Kontakte, Depressionen und andere Gesundheitsprobleme seien häufig die Folge. Manche Angehörige pflegen 40 � 60 Stunden in der Woche. Das kostet Kraft. Die permanente Verantwortung für die pflegebedürftigen Angehörigen ist schwer zu bewältigen.

Die CDU-Politikerin ist überzeugt: »Wer vor der Frage steht, ob er die Pflege eines Angehörigen übernimmt, braucht umfassende Informationen und Beratung über alle negativen und positiven Gesichtspunkte der Pflege, aber auch über die verfügbaren Hilfeangebote. Angehörige werden nach ihrer Meinung bisher nur unzureichend über die bestehenden Angebote informiert. Bedeutsam sind vor allem auch entlastend wirkende Gespräche und Selbsthilfegruppen.«

Eine weitere Möglichkeit, Pflegende zukünftig stärker zu entlasten, ist nach Ansicht von Gemkow der Einsatz und Aufbau sogenannter �Pflegesitterdienste�. Dabei handelt es sich um ehrenamtliche Helfer, die ins Haus kommen und die Pflegebedürftigen stunden- oder tageweise entlasten.