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Welt zum Anfassen (Projekt So fern - so nah; 02.07.2003)



Theater BAJ
Im Tanz vereint: Probe auf eine friedliche Zukunft








So fern – so nah. Das Projekt will zwischen Lebenswelten Jugendlicher in Nord und Süd vermitteln. Sechs Institutionen wie das Welthaus und das Filmhaus sind beteiligt. Am Donnerstag startete das Projekt mit einer Auftaktveranstaltung.







Von Manfred Horn


Was ist Glück? Liebe, Freunde, Selbstbestimmung, ein Star zu sein. Ganz persönliche Ziele formulierten Jugendliche aus dem BAJ – das sich ganz der beruflichen Ausbildung Jugendlicher verschrieben hat – im Rahmen des Theaterstücks »Probe auf die Zukunft«. Die Aufführung war der erste Höhepunkt bei der Auftaktveranstaltung des Projekts »So fern, so nah« am vergangenen Donnerstag im JZ Kamp. Angeleitet von Mitarbeitern des theaterpädagogischen Zentrums »Forum für Kreativität und Kommunikation« entstand ein bilderreicher Ausflug in die Lebenswelten der mitspielenden Jugendlichen, die in ihrer Mehrzahl MigrantInnenkinder sind. An nur zehn Vormittagen lernten die Jugendlichen, auf der Bühne zu agieren.

Deutlich wurde dabei immer wieder: Viele dieser Jugendlichen fühlen sich hin und hergerissen und haben zwei Heimaten: ihr Herkunftsland und Deutschland, das Land in dem sie leben. In Einklang bringen können sie diese Welten nicht, zu unterschiedlich sind ihre Bilder und Erfahrungen mit diesem beiden Welten. Niemand will beispielsweise zurück in die »Heimat«, um dort von den Eltern an irgendjemand verheiratet zu werden. Vieles von den alten eigenen Erfahrungen und den Werten, die die Eltern vermitteln, trifft dann auf die bunte und schillernde Lebenswelt hier. Alles scheint grenzenlos möglich. Ein Zustand, der verwirrt und manche schon mal aus der Bahn wirft. Ist es okay, im Wiesenbad rumzuhängen und Vodka zu trinken? Ist es okay, dass meine Freundin ein Minirock trägt?

Bei aller Differenz zwischen alter und neuer Heimat, zwischen Männern und Frauen und zwischen den Jugendlichen mit unterschiedlicher Sprache und Kultur wurde in dem Stück, dass immer wieder angereichert wurde mit Musik, Tanz und Videosequenzen, deutlich: Es gibt etwas Gemeinsames, Verbindendes. In diesem Sinn ist das Stück jugendpädagogisch wertvoll: Symbolisiert zum Schluss, wenn die Jugendlichen die blaue Kugel hochhalten und sich Frieden auf der Welt wünschen. Dieses Gemeinsame ist nicht ohne Haken und Ösen, es ist ein Weg, der noch zu gehen ist. Aber ist möglich.

Das Theaterstück »Probe auf die Zukunft« ist das erste Teilprojekt, dass im Rahmen des Gesamtprojekts »So fern – so nah« zum Abschluss gekommen ist. Gefördert von der Europäischen Union und der nordrheinwestfälischen Stiftung für Umwelt und Entwicklung werden bis Herbst 2004 sechs Institutionen ihre Ideen umsetzen, die alle um das Kennlernen und Auseinandersetzen unterschiedlicher Lebenswelten hier und vor allem in Ländern des Südens kreisen. Hauptzielgruppe sind dabei Kinder und Jugendliche, für LehrerInnen und MultiplikatorInnen werden außerdem didaktische Materialien wie Videos, Unterrichtsmodule, CD-Roms erstellt und Seminare zu Themen und Methoden der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit angeboten.