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Fünfundzwanzig und kein bißchen leise... (Bürgerwache; 25.06.2003)



Bürgerwache
Am Sonntag wirds wohl voll: Der Verein Bürgerwache feiert den 25. Geburtstag








Von Manfred Horn

Eine Institution wird 25: Der Verein Bürgerwache. Bis heute hält sich das Haus als soziales und politisches Epi-Zentrum des Bielefelder Westens. Am Sonntag, 29. Juni wird das Jubiläum mit einem Stadtteilfest gefeiert.

Die Bürgerinitiative wurde 1977 mit dem Ziel gegründet, in den Räumen der ehemaligen Polizeiwache ein offenes Bürgerzentrum in freier Trägerschaft zu betreiben. 1978 erfolgte dann die Eintragung als gemeinnütziger Verein, 1979 beschloss die Stadt, das Haus zukünftig als Gemeinschaftshaus in städtischer Trägerschaft zu nutzen.

Die Stadt trat fortan als Träger des Hauses auf, beschränkte sich aber auf notwendige Reperaturen und einen Schlüsseldienst für die im Haus aktiven Gruppen. Die Bürgerinitiative hingegen versuchte von Anfang an, dem Haus einen inhaltlichen Rahmen zu geben. Öffentliche Veranstaltungen wurden organisiert, im Haus tätige Gruppen beraten, gemeinsame Aktionen durchgeführt. »Zweck dieser Aktivitäten war und ist die Förderung sozialer, kultureller und politischer Bildung, die Förderung der Jugendpflege sowie die Förderung der Toleranz und des Völkerverständigungs-Gedankens«, heißt es in einer Erklärung der Bürgerinitiative anlässlich des 25-jährigen Jubiläums. Der Flohmarkt wurde zu einer Attraktion und ist bis heute eine kommunikative Erfolgsgeschichte. Als Treffpunkt nutzte in den 1980er Jahren die »Antifa-West« die Bürgerwache. Die Antifa-West machte und macht Front gegen neonazistische Umtriebe in der Stadt, war politisch aktiv bei den Auseinandersetzungen um das Zentrum der »Nationalistischen Front« Ende der 1980er Jahre. Bis heute arbeitet die »Antifa-West«, sei es gegen das Normania-Nibelungen Burschenschaftshaus in der Schloßhofstraße oder als Teil eines Bündnisses gegen die neonazistischen Versammlungen im Postmeister-Lokal am Kesselbrink.

Als die Stadt das Haus 1994 aus Kostengründen schließen wollte, konnte der Verein es 1994 in freier Trägerschaft übernehmen. Heute teilt der Verein sich das Haus mit einem Sportverein, der in die ehemaligen Räumlichkeiten der Post eingezogen ist und jeweils zu Marktzeiten mit einem Marktmeister, der aus seinem Büro heraus das Geschehen des Marktes managt. Die Stadt zahlt noch einen Betriebskostenzuschuss, der nahezu jährlich magerer ausfällt – ganz im allgemeinen Kürzungstrend bezogen auf soziale Einrichtungen in der Stadt. Die Finanzierung des Vereins und des Hauses ist bis heute nicht sicher. »Wenn wir nicht wissen, wie unsere finanzielle Situation in den nächsten Jahren sein wird, können wir für die Zukunft kaum planen oder investieren. Wie sollen wir da eine Eigenfinanzierung auf Dauer entwickeln?«, beschreibt Ulrich Zucht vom Vorstand die Situation. Die finanzielle Not kann auch durch das Ess&Trink-Angebot an warmen Tagen auf dem Siegfriedplatz vor der Bürgerwache nicht aufgelöst werden.

Vieles läuft in der Bürgerwache über das Ehrenamt. Beim monatlichen Tausch- und Trödelmarkt beispielsweise werden 20 HelferInnen gebraucht und kommen auch immer irgendwie zusammen. Beim Stadtteilfest am kommenden Sonntag werden 100 ehrenamtliche HelferInnen im Einsatz sein. Heute nutzen 70 Gruppen das Haus, davon sind 60 selbstverwaltet organisiert. Viele von ihnen bieten ein offenes Angebot oder führen öffentliche Veranstaltungen durch. Der Bürgerwachen-Verein steht dabei unterstützend und beratend zur Seite.