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Terrestrisches Digital-TV: Draufstellkästchen für günstigen und guten Fernsehempfang



Das digitale TV per Antenne kommt auch in NRW und wird zu einer echten Alternative zum Kabel: Preisgünstig ohne monatliche Gebühr und sehr gute Bildqualität











Von Manfred Horn

In Berlin wurde es im November 2002 eingeführt, in NRW soll es in 2004 losgehen: das digitale Fernsehen mittels Antenne. Bis 2010 soll der terrestrische Fernsehempfang bundesweit digitalisiert sein. Möglich macht das ein neues Übertragungssystem, »DVB-T« genannt. Diese neue Norm, DVB-T steht für »Digital Video Broadcasting - Terrestrisch« verlangt vom Nutzer, sich eine Empfangs-Box zuzulegen, eine sogenannte »Set-Top-Box«. Diese Drauf-Stell-Kästchen sind mit einer kleinen Stabantenne versehen, ähnlich wie bei einem Handy. Dafür entfallen aber sämtliche herkömmliche Antennen, die häufig noch auf Dachböden zwischen Wäscheleinen und aufgehängter Bettwäsche nach dem richtigen Empfang suchen.

Während bei der bisherigen analogen Übertragung auf einer Frequenz je ein Sender ausgestrahlt wird, werden auf digitalem Weg mehrere Sender auf einer Frequenz Platz finden. Bis zu 64 Daten gehen dann auf einmal über eine Frequenz. Damit können in Zukunft bis zu 30 Kanäle über Antenne ohne zusätzliche Gebühr gesehen werden, etwa so viele wie im gebührenpflichtigen Kabelfernsehen. Damit wird DVB-T zu einer echten und kostengünstigen Alternative zum Kabelfernsehen. In Berlin beispielsweise verfügten 2002 noch sieben Prozent aller Wohnungen über einen herkömmlichen Antennenanschluss. Inzwischen kündigen etliche Kabelempfänger ihren Vertrag, um wieder auf den digitalisierten terrestrischen Empfang zu wechseln. Über 60.000 Haushalte nutzen offiziell bereits DVB-T in Berlin. Analog sind nur noch die öffentlich-rechtlichen Sender zu empfangen, ab August 2003 wird der analoge Empfang ganz abgestellt. Der Grund: Analoges und digitales terrestrisches Fernsehen nehmen sich gegenseitig die Frequenzen weg. Ein Mischbetrieb ist deshalb nicht sinnvoll. Zudem kostet auch das analoge Senden Geld. Kosten, die man sich dann sparen kann, wenn man sich ganz für DVB-T entscheidet.

Das für jeden Fernsehempfänger notwendige Zusatzgerät wird im Handel zur Zeit für circa 200 Euro angeboten, der Preis dürfte bei weiterer Verbreitung dieser Empfangsart noch sinken. Der einmalige Anschaffungspreis rechnet sich im Vergleich mit den Kabelgebühren, er entspricht gut einem Jahr Kabelgebühr zahlen. In Berlin gilt zudem die Regelung, dass wer dauerhaft Sozialhilfe bezieht und bisher ausschließlich über Antenne fernsieht, die Empfangsbox vom Sozialamt bezahlt bekommt. Für NRW ist eine derartige Regelung noch nicht beschlossen.

Neben einem guten Empfang von vielen Programmen zu Hause bietet DVB-T auch die Möglichkeit des mobilen Empfangs: In Fahrzeugen kann dann Fernsehen geschaut werden. Die vielen Vorteile sieht auch die Landesmedienanstalt in NRW: Sie will mit DVB-T an den Start. Ein Problem sind noch die Einführungskosten: Die Werbeeinahmen sind eingebrochen, die ehemaligen Kirch-Sender stehen vor einer ungewissen Zukunft: Da sind 12 Millionen Euro, die pro Sender für die Umstellung auf DVB-T fällig würden, nicht wenig. Nur der öffentlich-rechtliche WDR steht bereit und hat bereits grünes Licht gegeben. Die Ostwesfalen haben aber – wie leider fast schon zu erwarten war – zunächst das Nachsehen: In den Genuss von DVB-T kommen 2004 wohl nur die Bewohner an Rhein und Ruhr, also der Kölner Raum und das Ruhrgebiet, voraussichtlich mit zunächst 16 Programmen.