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Jubiläum und drohende Schließung/ Oetker- und Delius-Eisbahnen (22.01.03)



Eishockey
Tor! 25 Jahre steht die Eisbahn in Brackwede



Seit Mitte der Siebziger Jahre bietet Bielefeld zwei Möglichkeiten, dem Schlittschuhlaufen nachzukommen: Während die Delius-Eisbahn in der Innenstadt kurz vor der Schließung steht, macht sich bei der Oetker-Eisbahn in Brackwede die 1998 fertiggestellte Überdachung bezahlt. Die Oetker-Eisbahn feiert jetzt 25-jähriges, passenderweise am 25. Januar.






Von Manfred Horn

Freitag Nachmittag auf der Oetker-Eisbahn: Über 700 Leute tummeln sich auf dem vier Zentimeter dicken Eis. Mit Hilfe von Ammoniak, der durch ein 18 Kilometer langes Rohrnetz unter dem Eis zirkuliert, wird das Eis unabhängig von der Witterung vom Schmelzen abgehalten. Vor allem jugendliche Besucher flitzen cool und zügig, die Hände in den Hosentaschen, andere bewegen sich zackig, zögerlich und stützen sich am Partner ab. Sie geraten ins Trudeln und landen dann und wann auf den Knien oder dem Hosenboden. Die Flitzer umkurven sie haarscharf.

Die Geschichte der Eisbahn in Brackwede begann 1976 mit den Bauarbeiten und der Grundsteinlegung in Brackwede. Der Standort war umstritten, Ausschlag gab wohl der Wunsch Rudolf August Oetkers: »Wir wollen beweisen, dass wir hier südlich des Teutoburger Waldes auch etwas auf die Beine stellen können«. Die Stadt entschloss sich zum Bau der Bahn, obwohl gerade zwei Jahre zuvor neben der Ravensberger Spinnerei die Delius-Eisbahn eröffnet wurde. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen war die Eissportbegeisterung nach der Bronzemedaille des bundesrepublikanischen Eishockeyteams 1976 in Montreal enorm, zum anderen spendete der Nahrungsmittelhersteller Rudolf August Oetker 1,2 Millionen DM. Damit war ein Großteil der Investitionen von 1,85 Millionen DM gesichert.

Im ersten Monat nach der Eröffnung im Oktober 1977 besuchten 25.000 Schlittschuhfans die vereiste 30 mal 60 Meter große Fläche. Für sie gab es Hinweise zum richtigen Schlittschuhlaufen: »Es ist durchaus möglich, dass durch die Schlittschuhe einmal Finger abgefahren werden. Der beste Schutz vor solchen Verletzungen sind feste Handschuhe, die allenfalls Prellungen oder Quetschungen zulassen. Guten Schutz für den Körper bietet auch eine feste Oberbekleidung, ungeeignet sind luftige T-Shirts, mit denen auch schon Läufer angetroffen wurden«.

Scheinbar war der Eisbahn-Bedarf groß genug für zwei Eisbahnen in Bielefeld. Der damalige Oberbürgermeister Klaus Schwickert verkündete 1977 stolz: »Eine Freizeitanlage ohne Zuschussbedarf ist ein Phänomen. In Bielefeld heißt dieses Phänomen zur Zeit Delius-Eisbahn«. Ein Irrtum, wie sich kurze Zeit später herausstellte. Zwar besuchten die Delius-Eisbahn alleine 1976 120.000 Menschen. Doch bei der Rechnung vergaß man schlicht die Abschreibung und Verzinsung des Anlagekapitals, tatsächlich musste die Delius-Bahn bereits 1976 mit über 100.000 DM bezuschusst werden.

Langsam dämmerte den Stadtpolitikern, dass dieses winterliche Vergnügen Jahr für Jahr Geld kosten würde. Zumal die Besucherzahlen Ende der 70er Jahre rapide abnahmen. Es fehlten Eissportidole, Schulsport fand immer weniger auf Eisbahnen statt. Gegenmaßnahmen mussten her. Am 30. Dezember 1984 stieg die erste Disco auf dem Eis der Oetker-Bahn, bis heute sind Discos auf beiden Bahnen wöchentliche Attraktionen. Weitere Ideen setzten sich nicht durch: Tennis spielen im Sommer, wo statt Eis mattes Beton auf der Eisbahn hervorschaute. Oder: Plastikeis für die warmen Monate.