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Zeichen gegen Gewalt



Am Montag eröffnete der Bielefelder Frauennotruf eine Ausstellung in der Bürgerberatung. Zu sehen sind persönliche Stellungnahmen zum Thema sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen.


von Manfred Horn

Es war zwar nicht ganz Bielefeld – aber dennoch eindrucksvoll, wer sich in der Ausstellung »Bielefeld setzt Zeichen« alles gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen ausspricht. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Frauennotrufs Bielefeld ist die Ausstellung seit Montag in der Bürgerberatung im Neuen Rathaus zu sehen.

Anlässlich der Eröffnung betonte Oberbürgermeister Eberhard David die besondere Bedeutung des Notrufes. Es habe allerdings »einige Zeit gedauert, bis die Stadt Bielefeld den Wert dieser Einrichtung erkannt hat«. In diesem Zusammenhang hob er die städtische Förderung des Notrufs seit 1996 positiv hervor. David ergänzte, er wisse, dass die Förderung nicht ausreiche: »Doch glauben sie mir, vielen geht es so wie ihnen«. Die städtische Finanznot lasse eine höhere Förderung nicht zu. David lobte die Mitarbeiterinnen des Notrufs für ihren Einsatz und stellte die Bedeutung der Einrichtung für die Stadt heraus: »Sie arbeiten in einem Bereich, in dem es in Bielefeld kein vergleichbares Angebot gibt. Frauenprojekte wie der Notruf haben in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen, die Stadt lebenswerter zu machen«. David sagte, die Opfer von Männergewalt würden endlich ernst genommen. Die Ausstellung gehöre auch deshalb in das Rathaus, weil das Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen alle BürgerInnen der Stadt angehe.

Die Rechtsanwältin Heidi Saarmann, die eng mit dem Notruf kooperiert, erwähnte einige Erfolge der vergangenen 20 Jahre. Die Köpfe von Entscheidungsträgern seien lange Zeit geprägt gewesen von einem alten Männerbild. So habe die Ansicht vorgeherrscht, Frauen seien häufig selbst schuld an Vergewaltigung, beispielsweise wenn sie kurze Röcke trügen. Heute würde sich vor Gericht kein Verteidiger mehr trauen, derartiges zu äußern. Dennoch gebe es auch heute noch Frauen, die sich nicht trauen, nach einer Vergewaltigung eine Anzeige zu machen. Als Erfolg sieht Saarmann auch die Arbeit des »Arbeitskreises Prozeß« an, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. An dem Arbeitskreis sind unter anderem Polizeivertreterinnen, die Gleichstellungsstelle, Staatsanwaltschaft, Aids-Hilfe, Rechtsanwältinnen und der Notruf beteiligt. Es sei beispielsweise gelungen, ein Zeugenschutzzimmer im Gericht zu etablieren, in das sich Opfer sexualisierter Gewalt während der Verhandlung zurückziehen könnten. Noch nicht abgebaut sei hingegen die lange Wartezeit auf einen Prozess: Häufig mussten Vergewaltigungsopfer ein Jahr auf die Verhandlung warten, eine quälend lange Zeit.

Den gesellschaftlichen Paradigmenwechsel weg von der Privatisierung der Opfer hin zu einer Ächtung der Gewalttäter, den Rechtsanwältin Saarmann feststellt, dokumentiert denn auch die Ausstellung. Die als vielfältiges Zeichen gegen Gewalt konzipierte Ausstellung zeigt in persönlichen Exponaten Stellungnahmen vor allem von Bielefelder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Der Notruf hatte die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angeschrieben und sie um eine künstlerische Stellungnahme gebeten. Die Notruffrauen waren über den hohen Rücklauf an Ausstellungsstücken erfreut, jedoch nicht ohne zu erwähnen, dass einige männliche Prominente gar nicht geantwortet hätten und andere Frauen ihres Umfelds mit der Fertigstellung beauftragen wollten, schließlich sei – so die Argumentation der untätigen Männer – das ganze ja ein Frauenthema.