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Postmeisterin Opfer einer Kampagne? (interview, 12.03.2003)



In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Gaststätte »Der Postmeister« am Kesselbrink zu einem Treffpunkt der Bielefelder Neonaziszene entwickelt. Eine der Führungspersönlichkeiten der Szene, Bernd Stehmann, trifft sich dort vor allem dienstags mit Gesinnungsgenossen. Mit dabei sind auch Jugendliche aus dem rechtsradikalen Umfeld. Seit Anfang Januar befasst sich die Initiative »Courage gegen Rechts« mit dem Lokal. Ein Auslöser dafür, die Kneipe und ihr Publikum unter die Lupe zu nehmen, war der Überfall auf einen Migranten Anfang November gegenüber des Lokals. Mitte Januar sah sich auch die Polizei zum Eingreifen genötigt, nachdem zudem ein jugendlicher Skinhead das Lokal mit geschultertem Baseballschläger verlassen hatte. Bei einer Razzia traf die Polizei etwa fünfzig Personen aus dem rechtsextremen Spektrum an. Vor zwei Wochen gab es von »Courage gegen Rechts« eine Demonstration vor dem Lokal, am kommenden Dienstag soll die nächste folgen. Die Wirtin des Lokals, Katja Robson, fühlt sich als Opfer einer Kampagne, mit ihr sprach Robert Schwarz.



Webwecker: Stimmt es, dass sich in ihrem Lokal Rechtsradikale treffen?

Katja Robson: Teilweise, es wird ein bisschen aufgebauscht. Also wenn die schreiben das sind vierzig, dann machen sie vierzehn draus, dann stimmt das schon eher. Und ist auch nicht wahr, weil die trinken ihr Bier und fertig.


WW: Die trinken das also nur ihr Bier. Dass es im November zu einem Überfall kam, ist ihnen das nicht bekannt?

KJ: Das ist mir bekannt, aber die Sache ist ja die und das habe ich auch mit der Polizei besprochen: Es gibt kein Opfer und es gibt keine Täter. Dieses Opfer hat sich nie gemeldet, der ist weder ins Krankenhaus noch zur Polizei gegangen und hat das angezeigt. Und Täter gibt’s ja auch nicht. Das ist einfach nur von einem Passanten angeblich gesehen worden. (inzwischen hat die Polizei auch eine zweite Zeugin gefunden, d. Verf.) Und selbst, wenn da irgendwas hier passiert: Dass die ausgerechnet aus dem Laden hier kamen, ist an den Haaren herbeigezogen.


WW: Nun gab es ja im Januar den Vorfall, dass jemand mit einem Baseballschläger aus der Kneipe gekommen ist.

KJ: Das hat die NW ja schon aufgeklärt. Das war ein junger Hüpfer, so ein junger Teenie, der hat sich den gekauft für den Sport und hier abgegeben und als er gegangen ist, hat er den wieder mitgenommen.


WW: Nun haben sie ja selbst gesagt, dass so ein paar Rechtsradikale da sind. Damit haben sie keine Probleme?

KJ: Nein, so lange sie sich ordentlich benehmen. Und ich hab ja auch Türken und Neger und Jugoslawen hier im Laden. So lange wie die alle miteinander klarkommen, seh’ ich da keine Veranlassung, die da rauszuschmeißen.