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Kreis 74 bekommt weniger Landesmittel



Protest
Am 13. November 2002 protestierten MitarbeiterInnen der Straffälligenhilfe in Düsseldorf gegen drohende Kürzungen




Die Landesregieung beschloss im Dezember Kürzungen im Bereich der Straffälligenhilfe. Betroffen auch der Bielefelder »Kreis 74«.Schlimm genug, doch schon im laufenden Jahr 2003 drohen weitere Kürzungen. Damit wird









Von Manfred Horn



»Straffälligenhilfe ist Bürgersache« war das Motto, unter dem sich 1974 eine Gruppe engagierter Frauen und Männer zusammenfand, um gegen weitverbreiteten Defizite in der Straffälligenhilfe aktiv zu werden. Seitdem gibt es den Kreis 74. Bis heute ist es Ziel der Vereinsarbeit, individuellen wie gesellschaftlichen Stigmatisierungs- und Kriminalisierungsprozessen entgegenzuwirken und sozialpädagogisch sinnvolle Alternativen zu freiheitsentziehenden Sanktionen anzubieten. Mit dieser Intention unterhält der Kreis 74 ein breites Spektrum von Beratungs- und Betreuungsangeboten, das auf die Verhinderung sogenannter Rückfälle ausgerichtet ist.

Ursprünglich wurden die gesamten Vereinsaktivitäten nur ehrenamtlich gestaltet, und noch heute stellt die ehrenamtliche Straffälligenhilfe eine wichtige Arbeitsform des Kreis 74 dar. Darüber hinaus wurden aber schon bald eine Reihe von hauptamtlich besetzten Arbeitsbereichen realisiert. Zwar finanziert sich der Kreis 74 nicht nur über Landesmittel, es gibt auch einen erheblichen Eigenanteil. Betroffen von den durch die rot-grüne Landesregierung beschlossenen Kürzungen sind die Beratungsstelle und das Projekt »ehrenamtliche Straffälligenhilfe«.

Als die Streichungspläne der Landesregierung im Sommer 2002 bekannt wurden, sollten zunächst sogar ganz einzelne Gelder gestrichen werden, zudem im Bereich Täter-Opferausgleich, in dem der Kreis 74 ebenfalls mitarbeitet, gekürzt werden. Durch Proteste ist es schließlich gelungen, aus den Streichungen Kürzungen zu machen. Die seien aber immer noch schlimm genug, wie Norbert Schaldach, Mitarbeiter des Kreises 74 feststellt. Konkret bedeuten die Kürzungen zunächst die Streichung von circa zwölf Prozent der Mittel für zwei Stellen. Norbert Schaldach, zuständig für die ehrenamtliche Straffälligenhilfe, arbeitet in diesen ersten Januartagen zwar wie gehabt, weiß aber eigentlich »gar nicht, wie ich mich verhalten soll«.

Die Kürzungen sind da, doch nichts genaues weiß man nicht. Die Informationspolitik des für die Beratungsstellen zuständigen Justizministeriums sei nicht vorhanden. Bis heute weiß Norbert Schaldach nicht, wie viel Prozent seiner Stelle wirklich gekürzt werden. Und ob, was die Landesregierung bereits angekündigt hat, im Laufe diesen Jahres weiter gekürzt wird.


Weitere Infos: <a href="http://www.kreis74.de">http://www.kreis74.de




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In ästhetisch ansprechender Form präsentiert der Kreis 74 eine sachkundige Betrachtung der Literaturproduktion von Inhaftierten. Nicola Keßler versteht es, einliterarisches Segment darzustellen, das die Gesellschaft gewöhnlich vollständig ausgrenzt – ganz so wie dessen Autorinnen und Autoren. Doch hinter den Gefängnismauern existiert eine Welt, die trotz ihrer sehr eigenen Strukturen auch ein Teil dieser Gesellschaft ist.