Webwecker Bielefeld: onegschabbat02

Alltägliche Grausamkeiten aus der Milchkanne (Teil 2)




Interssierte Besucherinnen der Ausstellung in Löhne










Was aber blieb, war das Archiv. Die Gruppe hatte es gut versteckt. Man mauerte das Material unter anderem in zwei großen Milchkannen im Keller einer Schule ein. Gut zwei Drittel des Archivs konnte so nach dem Krieg geborgen werden. Heute ist das sogenannte ›Ringelblum-Archiv‹ das Herzstück des Archivs des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau. Inzwischen ist die Sammlung auf der UNESCO-Liste ›Memory of the word‹, ein papiernes Weltkulturerbe.

Die aktuelle Ausstellung kann auf 40 Quadratmetern nur ein Ausschnitt des Materials zeigen. Das aber ist sehenswert: Viele oft alltägliche Zeugnisse sind dokumentiert, die eine Normalität im Ausnahmezustand spiegeln. Auch im Ghetto gab Bekanntmachungen, Dokumente. Die Nazis mussten die Ghettobevölkerung steuern, dazu brauchte man eine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit. Auf der anderen Seite die letzten Zeugnisse: Briefe und Fotos von Menschen, die wussten, zumindest aber ahnten, dass ihr Tod bald kommen wird.

Einziges Manko der Ausstellung: Sie wirkt unsystematisch. Eine Einführung in die Gruppe fehlt am Eingang der Ausstellung. Ein Text über die Gruppe Oneg Schabbat findet sich, aber eher am anderen Ende des Raums. Andererseits ist es sicherlich eine schwierige Aufgabe, einen Zettelkasten zu systematisieren. Damit würde ihm auch der Charakter einer Mikro-Geschichte genommen. Die Ausstellung ist auf jeden Fall zu empfehlen.


Die Ausstellung ›Oneg Schabbat‹ ist zu sehen im Saal 3 der Werretalhalle in Löhne. Die Werretalhalle befindet sich im Zentrum, vom Bahnhof aus sind es zwei Minuten Fußweg. Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Januar, Dienstags bis Freitags von 11-18 Uhr und Samstags von 10-13 Uhr geöffnet. Gruppenbesuche sind möglich, Anmeldung bitte bei Arbeit und Leben im Kreis Herford, Telefon 05732-100603.

Im Rahmen der Ausstellung finden zwei Veranstaltungen statt: Am Dienstag, 13. Januar wird um 18 Uhr der Film ›Der SS-Mann Josef Blösche - Leben und Sterben eines Mölders‹ gezeigt, anschließend kommt es zu einer szenischen Lesung aus dem Stück ›Korczak und die Kinder‹ der Realschule Bünde. Am Donnerstag, 22. Januar, 20 Uhr, singt das Duo David Schwackenberg und Johannes Schäfermeyer Lieder aus den Konzentrationslagern. Ort ist jeweils die Werretalhalle