Webwecker Bielefeld: woerterbuch

Subjektives Arbeitsmittel








Von Manfred Horn

Ein Wörterbuch der Theaterpädagogik? So etwas ist neu im deutschsprachigen Raum. Der Schiri-Verlag wagte die Erstausgabe und beteiligte gleich ein Vielzahl von Autoren aus der Lehre und Praxis. Wer die Namen liest, stellt schnell fest: Hier sind wirklich die Wichtigsten und Bekanntesten der Zunft vereint. 299 Einträge wurden von 140 Expertinnen und Experten verfasst.

Das vorgelegte Wörterbuch sei als Arbeitsmittel zur Orientierung innerhalb des praxisbezogenen Sach- und Begriffsfelds Theaterpädagogik konzipiert, schreiben die Herausgeber im Vorwort. Daran kann sich das Wörterbuch durchaus messen lassen. Doch es ist ein höchst subjektives, ja sogar dissonantes Produkt. Weil es sichtbar den einzelnen Autoren überlassen wurde, was und wie sie zu den einzelnen Stichwörtern schreiben, sind auch qualitativ unterscheidbare Beiträge entstanden. Über die Gewichtung der einzelnen Stichworte ließe sich sicherlich auch vortrefflich streiten. So gibt es beispielsweise das Stichwort ›Maskenspiel‹ überhaupt nicht. Nun gibt aber wiederum Theaterpädagogen, die gerade dieses für wichtig halten.

Subjektiv auch, dass innerhalb des Wörterbuchs einzelne für die Theaterpädagogik wichtige Personen vorgestellt werden. Hier scheint teilweise die persönliche Bekanntschaft zwischen Autoren und noch lebenden Personen aus der Theaterpädagogik-Szene mitbestimmend dafür gewesen zu sein, dass Personen Aufnahme ins Lexikon fanden, nicht jedoch ihre Relevanz in der Entwicklung der Theaterpädagogik.

Wer sich auf die Subjektivität des Wörterbuchs einlassen kann, findet in ihm aber zahlreiche höchst interessante Beiträge. Das Wörterbuch der Theaterpädagogik gibt einen Überblick über die Vielfalt theaterpädagogischer Ansätze, Methoden, Verfahrensweisen, deren theoretischen Ausformulierungen und Geschichte(n). Stilistisch sind die Beiträge in wissenschaftlicher Terminologie abgefasst und bieten für alle Theaterschaffende einen Überblick über das, was sie da eigentlich tun. Ein kompaktes Hintergrundbuch, das für viele Themen einen ersten Anriss bietet. Es bietet keinerlei praktische Anleitungen oder Übungen, dies ist aber auch nicht die Aufgabe eines Wörterbuchs.

Das Buch trägt auch dazu bei, wissenschaftliche Diskussion, die einem Feld, das vor allem praxisorientiert ist, immer etwas zu kurz kommt, voranzubringen. Denn die Theaterpädagogik ist im Aufschwung, sie wird zunehmend auch als wissenschaftliche Disziplin anerkannt. Da war es nur folgerichtig, dieses Buch vorzulegen.

Wörterbuch der Theaterpädagogik. Herausgegeben von Gerd Koch und Marianne Streisand. 2003, Schiri-Verlag. ISBN 3-928878-48-3. 25 Euro, mit CD 30 Euro