Webwecker Bielefeld: Lost in Translation02

Und täglich grüßt die Fremde... (Teil 2)



Charlotte geht es also ähnlich wie Bob. Allerdings ist ihr wohl noch langweiliger und sie ist eher noch verlorener in der fremden Stadt, denn sie hat da nu wirklich gar nichts zu tun. Sie ist da, weil ihr Mann als Fotograf in Tokio einen großen Auftrag hat. Nachts schnarcht er, tagsüber ist er nicht da, Charlotte ist ganz auf sich gestellt. Versucht aber einigermaßen tapfer, sich wenigstens die japanischen Sehenswürdigkeiten anzusehen und sonstwie auf Touristin zu machen. Was natürlich nicht ernstlich klappt, dafür sitzt die Enttäuschung über den Ehemann zu tief und auch das ständige Kitschigquietschbunte, auf das diese Asiaten so sehr stehen, besonders wenns auch noch viel grellen Krach macht, hilft nicht unbedingt.

Fortan haben sich zwei gefunden und Bob und Charlotte gehen nach Möglichkeit gemeinsam auf Tour und trösten einander über die jeweiligen traurigen Gedanken über etwas Kulturschock (allein die Maschinen in einer tokioter Spielothek sind ja mittelmäßig unglaublich!) und ein möglicherweise verpfuschtes Leben hinweg.

Besonders Bill Murray ist hier nahezu großartig! Der Film kommt nämlich in der ersten Hälfte so gut wie ohne nennenswerte Dialoge aus, so dass Murray so gut wie sein ganzes Repertoire an Gesichtsakrobatik einsetzen darf. Im wesentlichen kommt auch dabei nur wieder der leicht sarkastische Blick eines resignierten Dackels mit Tränensäcken heraus, der im winzigsten Augenbrauenmuskelzucken ausdrücken kann, wofür andere epische Monologe bräuchten. Aber so lieben wir Murray, so wollen wir ihn sehen! Und wir kriegen viel davon, denn Tokio und die Japaner sind wirklich oft zum Brüllen komisch, wenn man alles nur richtig ... naja: betrachtet. Dazu vielleicht noch je ein-zwei kurze, trockene, bissige Bonmots... Klasse! Wirklich gut! Vielleicht der beste Murray, den es je gab, jedenfalls in der synchronisierten Fassung. Auch wenn er seine bisherigen Eigenheiten »nur« weiterentwickelt haben sollte.

Das ist denn aber auch leider das einzige echte Highlight. Scarlett Johansson liefert zwar auch eine sehr beachtenswerte Leistung ab, das muss gesagt sein. Und dass Bob und Charlotte kein Liebespaar werden, trotz z.B. einer fast eindeutig absehbaren Bettszene, die dann aber doch nicht dahin kippt, und...

Naja, doch, der Film hat einige Stärken. Die sind aber zu punktuell verteilt, um wirklich zu tragen. Wenn alle naselang das Mikrofon ins Bild hängt, einmal sogar in einer Szene, in der nicht einmal gesprochen wird, dann ist das schon mehr als peinlich, auch bei einer low-budget-Produktion, aber das ist es gar nicht. Es will kein richtiges Tempo aufkommen, um den Film als Komödie durchgehen zu lassen, und die stillen Momente reichen nicht, um daraus eine traurige, gefühlvolle, oder aus beidem zusammen eine tragikomische Spannung zu stricken. Denn auch das muss gesagt sein: Wenn man Langeweile und Überdruss und Weltschmerz darstellen will, brauchts trotzdem einen Spannungsbogen. Und der fehlt dieser Story leider.

Übrigens stammt das Drehbuch auch von Regisseurin Sofia Coppola. Bißchen ausgefeilter, bißchen durchdachter, dann...