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Hilfestellung für die Selbsthilfe (21.01.2004)



Vorstellung des Wegweisers
Freuten sich über so viel organisierte Selbsthilfe: Eberhard David, Horst Jöstingmeyer, Erwin Adams (PWV), Ina Ricarda Sahrhage (Bikis); unten: Christa Steinhoff-Kemper (Bikis), Gabriele Hüffmeyer, Marianne Böningk-Schulz



























Der dritte »Selbsthilfe-Wegweiser« der ›Bielefelder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen‹ (Bikis) ist erschienen. Der Wegweiser weißt knapp dreihundert Seiten auf. Ein Beleg dafür, dass sich sehr viel in der Selbsthilfeszene tut.




Von Manfred Horn

Nach den ersten zwei Ausgaben 1996 und 2000 folgt jetzt eine neue Ausgabe des Selbsthilfewegweisers. Waren 1996 noch 140 Gruppen vertreten, sind es inzwischen 253. Selbsthilfegruppen gibt es inzwischen zu jeder Krankheit oder Lebenssituation: Von A wie »Alopecia Areata«, was so viel bedeutet wie »kreisrunder Haarausfall« bis Z wie »Zwischen Arbeit und Ruhestand«. Die Selbsthilfegruppen organisieren sich autonom, bekommen aber Unterstützung von der Bikis, die sich unter dem Dach des ›Paritätischen Wohlfahrtsverbandes‹ Bielefeld (PWV) befindet.

Die Geschichte der Bikis ist von Anfang an eine Erfolgsgeschichte: Hier finden diejenigen Rat, die eine Selbsthilfegruppe suchen oder die eine gründen wollen. Hilfesuchende klärt Bikis über das Prinzip von Selbsthilfegruppen auf und vermittelt sie in bestehende Gruppen. Die wiederum werden beraten, ihnen wird beispielsweise Kontakt zu Helfern aus dem Gesundheits- und Sozialbereich vermittelt.

Zunehmend übernimmt die Bikis auch bürokratische Hilfestellung: Seit Januar 2000 können Selbsthilfegruppen mit gesundheitsfördernder oder rehabilitierender Zielsetzung durch die gesetzlichen Krankenkassen gefördert werden. Doch gibt es dafür je nach Krankenkasse unterschiedliche Anträge, die zudem umständlich sind. »Um 200 Euro zu bekommen, sind manchmal fünf Anträge nötig«, erläutert Erwin Adams, Geschäftsführer des Paritätischen in Bielefeld. Viel Papierkram, den die Selbsthilfegruppen oft nicht alleine bewältigen können – hier unterstützt das dreiköpfige Bikis-Team ganz aktiv. Diese Arbeit geht aber auf Kosten der anderen Aufgaben, so dass sich die Bikis ein einfacheres, transparenteres Antragswesen der Krankenkassen wünscht.

Die Zahl der Selbsthilfegruppen steigt seit Jahren stetig, bundesweit sind es zwischen 70.000 und 100.000. Bundesweit gibt es 250 Selbsthilfe-Kontaktstellen, die ähnliche Aufgaben wie die Bikis übernehmen. Die drei Mitarbeiterinnen mit jeweils einer halben Stelle freuen sich über jede neue Selbsthilfegruppe in Bielefeld, wissen aber auch, dass bei weiterem Wachstum irgendwann ihre Kapazitätsgrenze erreicht ist. Zumal für 2004 die Kürzungen des Landes anstehen, die voraussichtlich Ende Januar im Landtag verabschiedet werden. Damit sinkt die Landesförderung auf 10.000 Euro. Der Großteil des Geldes kommt von der Stadt, jährlich 69.000 Euro sind per Leistungsvertrag bis Ende 2005 festgeschrieben. 30.000 Euro zahlen die Krankenkassen, den Rest des Gesamtetats von 117.000 Euro zahlt der Paritätische selbst. »Selbsthilfe passiert nicht von selber. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen«, sagt Christa Steinhoff-Kemper. Selbsthilfegruppen sind eine gute Ergänzung zum bestehenden Gesundheitssystem, aber sicherlich kein Ersatz.