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Geld zum Guten (Freimaurerspende Frauennotruf; 14.01.2004)





Freuen sich gemeinsam: Melanie Rosendahl, Tatjana Knoop, Horst Thermann und Susanne Ruppert






Endlich eine gute Nachricht für den Frauennotruf: Nachdem die vergangenen Monate mal wieder von der Sorge über die weitere Finanzierung – das Land kündigte eine weitere Kürzung an –bestimmt waren, kamen jetzt ganz unverhofft die Bielefelder Freimaurer und spendeten 19.000 Euro.


Von Manfred Horn

Das Geld ist für ein bestimmtes Projekt vorgesehen: Es wird in die Beratung russischsprachiger Migrantinnen gehen. Seit Sommer 2000 gibt es dieses Angebot vom Frauennotruf. Hier können russischsprachige Mädchen und Frauen über ihre sexulalisierten Gewalterfahrungen berichten, werden telefonisch oder im persönlichen Gespräch beraten und wenn nötig auch bei einem Prozess begleitet. »Ein in der Bundesrepublik ziemlich einmaliges Angebot«, sagt Tatjana Knoop, die für den Frauennotruf die Beratung durchführt. Entsprechend kommen die Anrufe auch nicht nur aus Bielefeld, sondern aus ganz Deutschland. Knoop hat den Kontakt zu den russischsprachigen Migrantinnen. Bisher war sie zwischen zwei und sechs Stunden in der Woche für diese Migrantinnen da, dank der Spende zumindest in 2004 20 Stunden in der Woche.

Dabei sind es deutschstämmige Aussiedlerinnen und russischsprachige Migrantinnen, die sie kontaktieren. Zwei unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Problemen. Für beide Gruppen gilt: Sexualisierte Gewalt oder Gewalt allgemein sit für diese Frauen oft alltägliche, gewöhnliche Erfahrung. Beratung und Aufklärung sind schwierig und kosten Zeit. Dazu gehört auch, in Schulen zu gehen, in denen viele Aussiedlerinnen und russischsprachige Migrantinnen lernen. Das will der Frauennotruf in Zukunft verstärkt tun.

Über 80 Anrufe erreichten den Frauennotruf im vergangenen Jahr von diesen beiden Zielgruppen. Tatjana Knoop ist dabei sehr wichtig: Die Diplom-Pädagogin spricht russisch. Denn oft scheitern potentielle Beratungsgespräche schon daran, dass die anderen, nicht-russisch-sprechenden Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs, kein Gespräch führen können, da ihr Gegenüber nur rudimentär deutsch spricht. Dann wird von einem Blatt in russischer Sprache abgelesen: Die russischsprachige Beratung ist dann und dann. Knopp arrangiert und begleitet auch Besuche bei Psychotherapeutinnen und Juristinnen, eben weil es in Bielefeld schwierig ist, russischsprechende Menschen dieser Professionen zu finden.

Ohne die Spende hätte der Frauennotruf die russischsprachige Beratung wahrscheinlich einstellen oder nur auf kleinster Flamme weiterbetreiben können, da dafür ab 2004 das Geld gefehlt hätte. Doch dann sind die Bielfelder Freimaurer vom Sternenhimmel gefallen. Sie sind von sich aus auf den Frauennotruf aufmerksam geworden, haben Kontakt aufgenommen und kurzerhand zwischen Weihnachten und Neujahr beschlossen, die Beratung ab 2004 zu fördern, eventuell sogar darüber hinaus. Möglich wurde das dank einer Großspende, erklärt Horst Thermann, der Beauftragter für soziale Projekte ist.

Das Sozialwerk der Freimaurer lebt von Spenden, die die Mitglieder einbringen. In Bielefeld gibt es unter anderen die ›Freiherr von Stein‹ und die ›Armin zur deutschen Treue‹-Loge mit insgesamt 120 Mitgliedern. Die Logen bestehen aus Männern. Frauen beginnen erst in der Gegenwart, sich in Logen zu organisieren. Neben der russischsprachigen Beratung fördert das Sozialwerk auch Wohnungen für 70 Studierende im und am Ostmannturm und vergibt Promotionsstipendien.