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Rassismus beim Fußball (21.01.2004)



Von Mario A. Sarcletti

Der erste Eintrag im Forum der Homepage von »Tatort Stadion – Rassismus und Diskriminierung im Fußball« verdeutlicht, warum die Wanderausstellung auch in Bielefeld gezeigt werden muss. Ein Dennis schwadroniert da, dass Deutschland »wie auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet auch im Sport ausblutet«. Da wird Fußball zum »deutschen Volkssport«, es ist die Rede von der »Eurotopia-Demokratur«. Der Schreiber des Textes beklagt, dass eine »komplette Elf ohne Deutsche« spielen könne, »was ausgerechnet der mitteldeutsche Verein Energie Cottbus am 6.4.2001 erstmalig vorführte«.

Obwohl die Wortwahl der von Rechtsextremen entspricht, schreibt der Autor: »Sage mir bitteschön keiner, jeder der diesem Artikel recht gibt, ist ein Rechtsradikaler, denn dann wimmelt es nur so von denen hier. Aber bedenklich sind diese Leute, denen dieser Artikel als zu rechtslastig gilt.« Rechtslastig ist für die Urheber des Textes allerdings eine Untertreibung. Der Text tauchte erstmals auf einem Flugblatt auf, das im Dezember beim Derby VFB Fichte gegen die Amateure des DSC Arminia Bielefeld von Meinhard Otto Elbing verteilt wurde. Elbing gilt als eine der zentralen Figuren der neonazistischen Freien Kameradschaften.

»Es hat immer wieder Kontaktversuche der organisierten Naziszene gegeben«, bestätigt Marc Neumann, Jugendbildungsreferent des DGB, der die Ausstellung nach Bielefeld holt, dass es nicht der erste Anwerbeversuch der Bielefelder Neonaziszene um Elbing und Bernd Stehmann der im Fußballstadion war. »Das sind so niedrigschellige Versuche in jugendliche Subkulturen reinzukommen und da entsprechend Leute abzugreifen« beschreibt Marc Neumann die Stategie der Rechten.

Die Bielefelder Fußballfans seien aber nicht besonders auffällig, was rassisitische Parolen betreffe, so Neumann. »Es ist nicht so, dass das Problem für Bielefeld spezifisch wäre. Rassismus ist einfach ein Phänomen, dass im deutschen Kopf erstmal vorhanden ist. Ein Stadion ist einfach auch ein Wiederspiegeln dessen, was in der Gesellschaft so ist«, skizziert er den Hintergund von rassistischem Verhalten rund um den Fußball.

Dass es rund um den Sport in Bielefeld sogar besser aussieht als in manchen anderen Städten, zeigen auch antirassistische Initiativen von Fußballfans. So unterstützen die Fanclubs »Kommando VFB Fichte« und der Arminia Fans von »The Firm« ebenso wie das Fan-Projekt, die Wilde Liga und der Sport- und KulturKlub SuK die Wanderausstellung des Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF). Der DFB allerdings hat sich von ihr distanziert. Dem Fußballverband gefällt nicht so recht, dass in der Schau auch rechte Zitate von Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder auftauchen.

Dennoch unterstützten auch die Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und der FC St.Pauli die »Tatort Stadion«, als die Ausstellung in ihrer Stadt gezeigt wurde. »DSC Arminia haben wir angefragt, dort überlegt man noch. Ich denke aber, da stehen die Chancen ziemlich gut, dass wir grünes Licht bekommen«, ist Marc Neumann vorsichtig optimistisch den heimischen Bundesligisten auch als Unterstützer gewinnen zu können.

Tatort Stadion ist bis 20. Februar in der Volkshochschule zu sehen, im Rahmen der Ausstellung gibt es auch verschiedenste Veranstaltungen, wie Diskussionen, Filmvorführungen, ein Hallenfußballturnier und Vorträge. Am Dienstag, 27. Januar, wird in einer Podiumsdiskussion der Frage nachgegangen, wie mit Politik im Stadion umzugehen ist. Beginn ist 19.30 Uhr im Murnausaal der Volkshochschule.

Infos: www.tatort-stadion.de