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SS-Siggis Kumpel (Teil 2)



Gesammelt hat das Material über Rechtsextremismus und Fußball das Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF). Das wurde vor elf Jahren gegründet, damals noch als Bündnis Antifaschistischer Fußball Fans. »Dass wir den Namen geändert haben, hat nichts mit einer Sozialdemokratisierung von uns zu tun, wir haben uns auch um andere Themen gekümmert«, erklärt Gerd Dembowski. Dazu gehört etwa der Erhalt von Stehplätzen in den Stadien, Polizeiübergriffe gegen Fans oder auch Sexismus und Homophobie im Fußball, die auch in der Ausstellung thematisiert werden. Schwerpunkt blieb aber das Sammeln von rechtsextremen Vorfällen, Sprüchen, Fanzeitschriften und Symbolen rund um den Fußball. Nachdem die EU Gelder bereitstellte, machte BAFF aus der Sammlung eine Ausstellung.

So sind jetzt in der Volkshochschule auch rechtsextreme Fanschals zu sehen. An der Wand über einem Pissoir kleben von Stadiontoiletten gekratzte Aufkleber. Immer wieder taucht da Rudolf Hess auf, ein Aufkleber der Jungen Nationaldemokraten JN trägt den Slogan: »BRD heißt das System, morgen wird es untergehen.« Zudem informiert die Ausstellung über die aktuell von der Naziszene verwendeten Symbole. »Die Nazis operieren heute oft verdeckt«, weiß Gerd Dembowski. Während früher Hakenkreuze gezeigt wurden, trägt der rechte Fan heute ein Trikot mit der Nummer 18. Die Ziffern stehen für den ersten und den achten Buchstaben des Alphabets, das A und das H, die Kombination steht für Adolf Hitler.

Darüber aufzuklären ist eine der Intentionen der Ausstellungsmacher, sowohl Jugendliche als auch Institutionen wie Vereinen oder den Deutschen Fußballbund DFB. Bei dem hat BAFF auch erreicht, dass der Verband einen 10 Punkte-Plan gegen Rassismus verabschiedete. Ein Antirassismusparagraph in der Stadionordnung ist Voraussetzung für die Lizenz für einen Verein.

»Tatort Stadion« mochte der DFB dennoch nicht unterstützen, 10.000 Mark wurden den Ausstellungsmachern entzogen, weil auch DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder eine Tafel in der Ausstellung gewidmet ist. Der sah als Kultusminister in Baden-Württemberg einen Bedarf an »nationalem Stolz« bei Jugendlichen und bemerkte dass es Schülern nicht schaden könne, alle drei Strophen des Deutschlandliedes zu singen. Im »Spiegel« befürchtete Mayer-Vorfelder 1989 einen Mangel an deutschem Blut in der höchsten Spielklasse: »Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und statt dessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks spielen«, sagte er im Interview.

Sein Bekenntnis aus dem Jahr 2001 stolz darauf zu sein, ein Deutscher zu sein, setzt fast schon eine Tradition des DFB fort, wie die Ausstellung zeigt. Der erste Präsident des Fußballbundes nach dem Krieg, Peco Bauwens, bezeichnete Österreich im Bayrischen Rundfunk als »Enklave«, deren Bewohnern es nicht vergönnt sei, »mit dem Vaterland vereint zu sein«, informiert eine Ausstellungstafel.

Mit dem Problem Rassismus in den Stadien setzt sich der Fußballbund seit 1992 auseinander, seit nach der Wiedervereinigung die Übergriffe auf Migranten massiv anstiegen. Glaubt man einem Sprecher des Verbandes waren die Kampagnen höchst wirksam. Vor dem EU-Parlament behauptete dies zumindest Horst R. Schmidt im Jahr 2000: »Der Erfolg setzte schnell ein. Das Problem ist heute fast verschwunden«, sagte der Fußballfunktionär. Die Zentrale Informationsstelle Sport der Polizei widerlegt seine Einschätzung allerdings: Nach der stieg die Präsenz von Rechtsextremisten in der 1. Bundesliga in der Saison 1999/2000 gegenüber der vorigen um 8 Prozent an, in der 2. Liga um115 Prozent. Nach Angaben der Polizei gab es in 23 Standorten personelle Überschneidungen zwischen Rechtsextremisten und Fußballfans.