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Die geschwungenen Wege des Herrn Schmidt (Teil 2)



Zudem sollten die Grünstreifen viel Licht bieten. Sonne sei in Westdeutschland wichtig, einfach weil sie hier nicht so viel scheint. Das Prinzip der Einfachheit bedeutete auch, die Grünstreifen und Parks so anzulegen, dass sie genutzt werden können. Als Schmidt anfing, gab es 40 Spielplätze, Mitte der 1970er waren es bereits 340.

»Große Parkanlagen sind in Bielefeld nicht erforderlich«, sagt Schmidt mit Verweis auf den Teutoburger Wald. So legte er in seiner Zeit auch nur wenige neue Parks an, dazu zählt der Nordpark, der aus einem wesentlich kleineren Park entstand. Natürlich könne man zur Entwicklung des Stadtgrüns noch viel mehr machen, sagt Schmidt mit Bezug auf die Gegenwart. Doch heute müsse die realistische Frage lauten: Ist das, was wir heute haben, überhaupt noch zu behalten?

So spricht sich Schmidt auch vehement gegen den Verkauf von städtischen Grünflächen aus. »Das Rathaus zu verkaufen mag noch gehen, die Verwaltung kann auch in gemieteten Räumen arbeiten. Aber verkauftes Grün ist für immer weg«, mahnte Schmidt. Da stimmt Martin Wöhrmann, heutiger Leiter des Umweltamtes, grundsätzlich zu. Doch er akzeptiert auch den Verkauf kleiner Grünflächen im Stadtgebiet. »Es gibt Grünschnipsel, auf die man verzichten kann«. Motto: Ein Verkauf ist möglich, wenn er unschädlich für das Gesamt-Grün-System ist. Bauen private Investoren neue Gebäude, so werde heutzutage in den Bebauungsplänen der Grünbereich gleich mit festgelegt, für den die Investoren verantwortlich sind.

Wöhrmann spricht auch von Kernstadtgrünzügen. So sei der Zug zwischen Herforder Straße und Eckendorferstraße noch nicht entwickelt. Doch die Zeiten sind schwierig. Allerlei Pläne und Interessen konkurrieren im Rathaus, Geld ist Mangelware. Dabei sei Grün ein wichtiger Standortfaktor, ergänzt Wöhrmann: »Je höher der Zivilisationsgrad, desto wichtiger ist die Komponente Natur«. Bei der eingangs bereits zitierten Stadtgrün-Studie gaben 92 Prozent der über 700 Bielefelder Befragten an, Grün habe einen entscheidenden Einfluss auf ihr Wohlbefinden. Grün und Natur seien wichtige Standortfaktoren, wenn es um die Neuansiedlung von Unternehmen und MitarbeiterInnen gehe, schließt Wöhrmann. Und Ulrich Mai, Soziologe der Universität Bielefeld, nannte noch ein anderes Ergebnis der Studie: Grün ist den Menschen wichtiger als Sauberkeit und Sicherheit. Und da schließt sich der Kreis zum Einfachheitsprinzip des Gartenbaudirektors Schmidt. Grünanlagen, so ließe sich zusammenfassen, sind eben Lebensorte.



Das Umweltamt hat eine CD mit dem schönen Titel ›Bielefelds grüne Paradiese‹ herausgebracht. Senne, Teutoburger Wald, Ravensberger Hügelland und Grünzüge in der Stadt sprechen für eine vielfältige Landschaft. Deren Schönheit und den Erholungswert hat das Umweltamt in einer animierten Bild- und Textpräsentation dokumentiert.

Die einzelnen Aufnahmepunkte lassen sich anhand des beigefügten Stadtplans im Miniformat nachvollziehen. Daraus können sich Ideen für Spaziergänge und Radtouren ergeben. Die CD läuft auf Windowssystemen, MAC wird nicht unterstützt.

Zu beziehen ist die CD-ROM zum Preis von 5 Euro beim Umweltamt und in der Tourist-Info im Neuen Rathaus. Telefon: 0521/51 8520, E-Mail: umweltamt@bielefeld.de