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Die geschwungenen Wege des Herrn Schmidt (18.02.2004)



Hans Schmidt
Schmidt: Grünflächen dürfen nicht verkauft werden



Hans-Ulrich Schmidt leitete als Gartenbaudirektors Bielefelds grüne Entwicklung von 1947 bis 1976. Er blickt zurück auf eine Zeit, in der Stadtnatur weit hinter Infrastruktur rangierte. Einsichten und Ansichten des ersten Bielefelder ›Nachkriegs-Grünen.‹















Von Manfred Horn

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen? Mit nichten. Bielefeld ist eine vergleichsweise grüne Stadt. Durch die enorme Ausdehnung bis nach Sennestadt liegt viel Natur in den Stadtgrenzen. 84 Prozent der BielefelderInnen sind denn auch zufrieden oder gar sehr zufrieden mit dem Grün in ihrer Stadt, wie eine Befragung eines Teams von Stadt und Universität im Rahmen der Kooperation ›Bielefeld 2000plus‹ ergab.

Hans-Ulrich Schmidt nun leitete von 1947 bis 1976 die Entwicklung des Bielefelder Grüns als Gartenbaudirektor maßgeblich. Der gebürtige Düsseldorfer kam nach dem Krieg in das zerbombte Bielefeld. Überall lagen Trümmer, die Straßenbahn fuhr nicht mehr. Nicht gerade die Zeit, um an das Grün der Stadt zu denken. »Der Rat interessierte sich anfangs überhaupt nicht dafür«, stellt der heute 91-jährige Schmidt rückblickend fest.

Die Stadtoberen wollten Wohnungen, Industrie und Straßen, Schmidt hingegen sollte und wollte das Grün planen. Anfangs standen ihm nur zwei Mitarbeiter zur Seite, es gab einen einzigen Gartenmeister für das ganze Stadtgebiet. »Eigentlich haben wir damals auch nicht geplant. Die Frage war eher: Was ist an wertvollem noch da?«. Schmidt und sein Team begann mit kleineren Projekten an der Sparrenburg oder im Bürgerpark, wo neue Wege angelegt wurden. Sie zogen statt mit detaillierten Plänen mit Skizzen los, dort hin, wo gerade gebaut wurde. Wo es ging, wo der Baugrund schlecht war, wurde Grün gesichert oder neu angelegt. »Wir haben geschwungene Wege angelegt. Und wo es ging, auch zwei Wege«. Niemand wolle auf dem gleichen Weg zurückgehen, lautet Schmidts simple Begründung.

Die Begeisterung über jeden neuen Weg, jede neue Parkbank sei damals groß gewesen. Rasenflächen seien noch heilig gewesen: »Kein Mensch dachte daran, über den Rasen zu laufen«. Schmidt suchte in den folgenden Jahren nach Grünverbindungen, Grünflächen, die miteinander vernetzt werden konnten. Damit sollte auch Anschluss an Bebauung hergestellt werden. Denn Grünstreifen hatten auch eine ganz alltagspraktische Funktion: Sie boten Wege, um zum Beispiel zur Arbeitsstelle zu kommen.

Schon damals erkannten Schmidt und seine Kollegen die Bedeutung von Grünflächen für die Belüftung einer Stadt: »Grünflächen sind Luftverbesserungsanlagen«. Die erzeugen einen Strom kühler Luft, der sich mit der wärmeren Luft über den Straßen und den bebauten Gebieten austauscht. Und Schmidt achtete darauf, die Schönheit der umgebenden Landschaft »in die Grünzüge reinzuziehen«. Prägend für die Umgebung ist der Höhenzug Teutoburger Wald. Also legte Schmidt nicht Parks mit vielen Blumen und botanischen Besonderheiten an, sondern achtete auf Einfachheit.