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Die Clowns sind los (25.02.2004)




Jahresjubiläum: Dr. Clown ist gut aufgestellt




Von Manfred Horn

Clowns, sind das nicht diese tolpatschigen Typen mit viel zu großen Schuhen und einer roten Nase, die bei jedem zweiten Schritt hinfallen? Das auch. Aber Clowns sind mehr. Clowns gibt es auch in der weiblichen Form, sie können zusammenhängende Sätze sprechen und kommen mit ihren Schuhen ziemlich weit – sogar bis ans Krankenbett.

Seit einem Jahr nun ist Dr. Clown in OWL unterwegs. Inzwischen neun SchauspielerInnen und TheaterpädagogInnen gehören zu der Clowns-Crew, die regelmäßig in der Kinderklinik Bethel und im Klinikum Lippe in Detmold Station macht. Am Sonntag wurde in der Theaterwerkstatt Bethel das Einjährige bebruncht, Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

»Wir wollen nicht mehr auf die Clowns verzichten«, sagt Angelika Steinkemper, Pflegedienstleiterin im Kinderzentrum Bethel. Dort decken die Clowns bei ihren wöchentlichen Besuchen nahezu alle Stationen ab, bis auf die Säuglinge. Die allerdings dürften auch noch nicht zu animieren sein. Das Ziel der Clowns, die jeweils im Duo aufkreuzen: Den Kindern die Möglichkeit zu geben, mit einem Lachen dem Krankenhaus-Alltag zu entfliehen.


Clowns als Projektionsfläche

Dabei sprechen die Clowns, die auf so fantasievolle Namen wie Gustave, Lilli, Beppo oder Trine Tropf hören, die Kinder an, spielen mit ihnen, zaubern und jonglieren. Sie diagnostizieren Krankheiten wie Lachfieber oder Nasengrummeln, die sie mit kuriosen Therapien behandeln. Die Clowns hören aber auch zu, können ernst und tröstend sein. Clowns als Projektionsfläche für die Emotionen der Kinder. Letztlich entscheiden die, was die Clowns alles veranstalten. So gehen die SchauspielerInnen auch nicht mit einem festen Konzept in die Stationen.

Bei allem Spaß ist Clown sein ziemlich Ernst: Schließlich geht es um nichts geringeres als Gelotologie, also die Wissenschaft vom Lachen. Der Volksmund weiß schon lange »Lachen ist gesund«; die Wissenschaft nahm sich dem lächerlichen Phänomen erst in den vergangenen fünfzig Jahren an. Die positive Wirkung von Lachen bringen die Clowns mit. Was bei den Kindern zu Begeisterung führt, die Regelmäßigkeit der Visiten lässt sogar längerfristige Beziehungen zwischen Klinik-Kindern und Clowns zu.

Die Clowns sind manchmal sogar methodisch: »Wir arbeiten beispielsweise mit der provokativen Intervention«, sagt Andreas Bentrup von Dr. Clown. Dies könne bedeuten, ein Klinik-Kind nach einem Autounfall zu fragen, wie es denn dem Auto gehe. »So bekommt das Kind eine andere Perspektive auf die Krankheit und kann vielleicht sogar darüber lachen«, erklärt er.

Positive Resonanz gibt es für Dr. Clown, die auch schon in Seniorenheimen, auf Festen und im Kindergarten zu Gast waren, auch von den Eltern. Die freuen sich, dass sich ihr Kind freut, sind teilweise selbst amüsiert. Einen bunten Tupfer bieten die Clowns auch für das Krankenhauspersonal, auch wenn ihr Dasein nicht immer problemlos in den Alltag integriert werden kann. Dr. Clown finanziert sich ausschließlich aus Spenden, die in die Kliniken kommen. So gibt es im Klinikum Lippe eine eigene Kulturinitiative, die die Clowns praktisch engagiert: Der Cultur-tupfer (http//:www.culturtupfer.de) Zur Zeit sind die Clowns ganz froh, dass die nahe Zukunft gesichert ist. Sie wollen aber wachsen und auch noch in anderen Einrichtungen tätig werden.

Dr. Clown ist eine Initiative der Landesarbeitsgemeinschaft Theater und Spiel NRW. Kontakt über www.doktorclown.de, Spenden an LAG Spiel und Theater, Konto: 250 635 604, BLZ: 494 501 20, Kennwort: Dr. Clown