Webwecker Bielefeld: uebergewicht01

Aber bitte mit Sahne? (05.05.2004)





Gemeinsam am Pilotprojekt beteiligt (v.l.n.r.): Sabine Schulz, Ernährungsberaterin, Cornelia Petzold, Geschäftsführerin der Kommunalen Gesundheitskonferenz Bielefeld, Anja Böllhoff, Vorsitzende der Bielefelder Bürgerstiftung, und Dirk Lehmhoefer, Sportjugend Bielefeld







Kinder essen viel und süß, sitzen rum. Die Folge: Immer mehr werden übergewichtig. Das Bielefelder Pilotprojekt ›Schwermobil‹ will mit anderer Ernährung und Bewegungsangeboten Kindern vermitteln, dass es auch anders geht.


Von Manfred Horn

Anfang März diesen Jahres gab McDonalds bekannt, in den USA ihre »Super-Size-Angebote« abzuschaffen. Bis Ende des Jahres sollen in Schnellrestaurationen keine Pommes Frites oder Softdrinks in eimergroßen Behältern mehr angeboten werden.

Damit reagierte McDonalds auf wachsende Kritik an den Essgewohnheiten der US-Bürger – und einer zunehmenden Zahl von juristischen Klagen gegen Fast-Food-Ketten: Eltern klagen – bisher erfolglos – die Ketten an, die Fettleibigkeit ihrer Kinder verursacht zu haben, weil die Menüs in den Restaurants zu groß und zudem ohne Kalorienangaben versehen seien.

In den USA ist inzwischen jeder dritte Bürger »fettleibig«. Ein Problem, dass in etwas milderer Form auch in der Bundesrepublik existiert. Dabei werden die Wurzeln der Fettleibigkeit bereits in der Kindheit gelegt: 80 Prozent der Kinder, die zu dick sind, bleiben dies auch in ihrem Erwachsenenleben.

Die Übergewichts- und Fettleibigkeitsangaben über Kinder in Deutschland schwanken. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychatrie (DGJKP) beispielsweise geht davon aus, dass inzwischen jeder dritte Jugen und jedes vierte Mädchen zu viele Kilos auf die Waage bringt. Auch die Zahl derjenigen, die nicht übergewichtig, sondern stark übergewichtig oder fettleibig seien – also an Adipositas leiden – sei stark angestiegen.

Das Gewicht des Menschen ist im Wesentlichen von drei Faktoren abhängig: Körperlänge, Alter und Geschlecht. Berechnet werden Adipositas und Übergewichtigkeit nach dem ›Body Mass Index‹ (BMI). Hierbei wird das Gewicht durch das Quadrat der Körperlänge geteilt. Um für die Körperlänge mit einrechnen zu können, hat die Medizin einen speziellen Index, den sogenannten Body-Mass-Index, ermittelt. Hierzu wird das Gewicht in kg durch das Quadrat der Körperlänge in Metern (kg/m2) geteilt. Eine 16-jährige Teenagerin , die 65 Kilogramm wiegt und 1,65 Meter groß ist, hat dann einen BMI von 23.88. Hinzu kommen sogenannte ›BMI-Perzentilenkurven‹, die den ermittelten BMI-Wert ins Verhältnis zur Bevölkerung gleichen Alters und gleichen Geschlechts in Deutschland setzen. So hätte die Teenagerin einen Perzentil-Wert von 92, einfach weil 92 Prozent der Frauen im Alter von 16 Jahren leichter sind.

Fernsehen, Computer, Chipstüte. Der Alltag vieler Kinder ist bewegungsarm geworden. Für die Weltgesundheitsorganisation ist Fettleibigkeit inzwischen die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Der DGJKP ist bei einer Langzeituntersuchung in einer Aachner Schule zudem aufgefallen, das dicke Kinder immer dicker werden. Die gesundheitlichen Folgen im weiteren Leben: Gefahr von Altersdiabeties, Stoffwechselstörungen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, orthopädische Probleme. Die Folgen an Fettleibigkeit sind in den USA inzwischen zweithäufigste Todesursache. Hinzu kommen psychosoziale Beeinträchtigungen: Dicke Kinder werden häufig von Mitschülern stigmatisiert. Ein Kreislauf, der das Dicksein noch weiter verstärkt: Aus Angst, ausgelacht zu werden, trauen sie sich nicht mehr in die Schwimmhalle oder verweigern sich dem Schulsport.