Webwecker Bielefeld: uebergewicht02

Aber bitte mit Sahne? (Teil 2)



Doch es gibt Alternativen dazu, sich durchs Leben zu wälzen: Mehr Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind die zwei wichtigesten Dinge dabei. Dass haben auch die Akteure des neuen Bielefelder Projekts ›Schwermobil‹ erkannt. Die Finanzierung haben die ›Barmer Ersatzkasse‹, ›Bielefelder Bürgerstiftung‹ und die ›Kommunale Gesundheitskonferenz‹ gemeinsam übernommen. Beteiligt sind auch die ›Sportjugend Bielefeld‹ und das Netzwerk ›Gesundheitsfördernde Schulen‹. Für ein Pilotprojekt für ›Schwermobil‹ wurden drei Gadderbaumer Schulen ausgesucht.

»Nach den Schuleingangsuntersuchungen von 2001 sind in Bielefeld fünf Prozent der Kinder übergewichtig und 3,4 Prozent fettsüchtig«, sagt Cornelia Petzold, Geschäftsführerin der Kommunalen Gesundheitskonferenz. Dem würden eine wachsende Zahl von individuellen Hilfeangeboten, aber kaum Gruppenangebote für übergewichtige Kinder gegenüberstehen. Genau solche Angebote macht ›Schwermobil‹ seit Februar 2004. Und die Kinder werden an einem zugänglichen Ort angesprochen: In der Schule. So liegt der Projektschwerpunkt zunächst auf der Martin-Grundschule, der Bodelschwingh-Realschule und dem Bodelschwingh-Gymnasium. Noch bis Februar 2005 werden dort übergewichtige Kinder gefördert.

Einmal in der Woche findet nach der Schule ein spezielles Bewegungsangebot für 20 Kinder statt. »Dabei sollen die Kinder viel ausprobieren«, sagt Dirk Lehmhoefer von der Bielefelder Sportjugend. Breitensport werde angeboten. Das Sportangebot macht der ›Gadderbaumer Turnverein‹. Die Gruppe biete den sechs- bis zwölfjährigen Kindern einen geschützten Raum. Die Sportjugend hat das Problem erkannt und bildet zur Zeit auch Übungsleiter speziell für den Unterricht mit übergewichtigen Kindern aus. Den die Kinder können keine Rekorde in speziellen Disziplinen erreichen: Für sie geht es um Spiel und Spaß, um die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Sport, der die Kinder dazu bringen soll, sich körperlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.


Lustvoll vollwertig essen

Eine wichtige Rolle spielt in dem Projekt auch die Ernährungsberatung. Die diplomierte Ernährungsberaterin Sabine Schulz arbeitet mit den Kindern und den Eltern. Das Ziel dabei: Ohne Streß die Ernährung der Kinder umstellen. Statt gesüßter Kinderlebensmittel und Fertiggerichten will sie ohne moralischen Zeigefinger sinnvolle Alternativen aufzeigen. In insgesamt zwölf Ernährungsseminaren mit den Kindern aus Gadderbaum will sie Essen als bewusste, lustvolle und vollwertige Nahrungsaufnahme vermitteln. Sehen, Schmecken, Riechen, Fühlen gehört da mit dazu. Welches Kind weiß noch, was Ingwer ist oder wie Rosmarin riecht? Teil der Schulung: Gemeinsames Einkaufen und kochen einfacher Gerichte. Darüber hinaus bietet Schulz auch einmalige Beratungen für die Kinder der Eltern an.

Überhaupt die Eltern: Sie werden durch das Projekt auch angesprochen. Den sie beeinflussen die Ernährung der Kinder wesentlich. So werden die Eltern durch Informationsabende und Seminare beraten. Teil davon ist die Vermittlung einer vollwertigen und gesunden Ernährungsweise. »Wie lebt eine Familie?», fragt Schulz. Essen in der Familie sei häufig kein gemeinsames soziales Ereignis mehr, immer mehr Kinder kommen ohne Frühstück in die Schule.

Nach einem Jahr dann ist ein Abschlussfest geplant. Eine Evaluation, bei der die Kinder spielerisch über ihre Projekterfahrungen befragt werden, soll Ansatzpunkte für die Fortführung des Projektes in anderen Bielefelder Stadtteilen bieten. Und – so das Ziel – die Kinder sollen auch nach dem Projekt bewusster und bewegungsfreudiger mit ihrem dann weniger oder gar nicht mehr übergewichtigen Körper umgehen. Zur medizinischen Beratung steht nach Abschluss des Pilotprojekts auch die in das ›Schwermobil‹ eingebundene Kinderarztpraxis Müller in Gadderbaum zur Verfügung.


Kinder zwischen 6 und 12 Jahren aus Gadderbaum können noch in das Projekt einsteigen. Die Angebote laufen bis Februar 2004. Informationen bei der Sportjugend: Telefon 0521-174780