Webwecker Bielefeld: schulzejuni01

Schlaue Mädchen – dumme Jungs und was kommt dann? (02.06.2004)



Mädchen haben zwar die besseren Schulnoten, Frauen aber die deutlich schlechteren Positionen im Berufsleben. Dies will Inge Schulze, grüne Oberbürgermeisterkandidatin in Bielefeld, ändern. Sie will eine familiengerechte Stadt, in der Frauen Familie und Beruf vereinbaren können. Sie will mehr Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren. Sie fordert, dass Frauen verstärkt in selbstgewählten Formen leben können. Und: Sie wirbt für eine verstärkte Sensibilisierung von Mädchen und jungen Frauen für die Gefahren sexualisierter Gewalt.

Mit dem exklusiven-WebWecker-Beitrag von Inge Schulze setzt der WebWecker eine ganze Reihe von Kolumnen im Vorfeld der Kommunalwahl am 26. September 2004 fort. Wöchentlich äußern sich kommunale SpitzenpolitikerInnen im Wechsel. Wofür treten die SpitzenkandidatInnen ein? Bereits veröffentlichte Kolumnen lesen Sie hier










Ein Beitrag von Inge Schulze

Der ›Spiegel‹ hat es in seiner Ausgabe vom 17. Mai 2004 zusammengefasst, Mädchen haben im Durchschnitt im Vergleich zu Jungen bessere Schulnoten, machen häufiger das Abitur, und auch an den Hochschulen überwiegen junge Frauen. Und dann?

Auch wenn der Anteil der erwerbstätigen Frauen in Deutschland kontinuierlich steigt, je höher und besser bezahlt die Position in einem Betrieb, einer Behörde oder in der Politik, umso dramatischer nimmt der Anteil der Frauen ab.

Auch in Bielefeld gilt: Frauen in Führungspositionen Mangelware!

Die Führungsspitze der Stadt ist männlich. Bürgermeister, Dezernenten und Geschäftsführer von städtischen Gesellschaften, Werkleiter der Eigenbetriebe – nicht eine Frau! Als Gesellschafterinnen der städtischen Betriebe und in den Aufsichtsräten sind die Frauen deutlich unterrepräsentiert. Ich bin die einzige Frau, die Fraktionssprecherin im Rat und Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl ist. Vier von zehn Frauen mit Hochschulabschluss entscheiden sich heute für eine berufliche Karriere und gegen Kinder – Das ist eine individuelle Lösung, die sich häufig aus der erlebten und wissenschaftlich belegbaren Unvereinbarkeit von Familie und Karriere ergibt. Das will ich ändern.


Frauen- und familiengerechte Arbeitswelt schaffen

Einige Kommunen in Nordrhein-Westfalen (Borken, Coesfeld, Warendorf und Soest) haben in Familienfreundlichkeit und Kinderbetreuung investiert. Sie beobachten, dass die Zahl der jungen Familien zunimmt und die Beschäftigungsrate der Frauen steigt. Diese Kommunen haben durch ihre Aktivitäten ein Klima für eine familienfreundliche Arbeitswelt geschaffen.


Familiengerechte Stadtentwicklung

Immer mehr junge Familien siedeln im Speckgürtel der großen Städte. Damit ergeben sich im Alltag lange Wege, die häufig mit dem PKW bewältigt werden müssen und viel Zeit kosten. In der Regel erledigen Mütter den Fahrdienst zur Schule, zum Sport, zu anderen Bildungseinrichtungen. Neue Wohngebiete wie das Baugebiet Tödtheide in Brake in den Randlagen der Stadt weit weg von der notwendigen Infrastruktur sind keine Lösung. Denn eine wesentliche Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Nähe zwischen Wohnort, Arbeitsplatz und Infrastruktureinrichtungen. Sie kann erhalten werden, wenn die vorhandenen Wohngebiete in der Stadt familienfreundlich saniert werden. Wenn aber eine Schnellstraße wie die von der Mehrheit von CDU und BfB geforderte B66n mitten durch den Bielefelder Osten führt, dann fördert dieser Eingriff in das Wohnumfeld die Flucht aus der Stadt.

Neubaugebiete in einer familiengerechten Stadt entstehen nur dort, wo eine optimale Verkehrsanbindung möglichst über die Schiene Mobilität für alle Generationen in vertretbarer Zeit ermöglicht. Ich werde mich daher für die Verlagerung des Haltepunktes an der Sennebahn zum neuen Wohngebiet Breipohls Hof einsetzten.