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Runenschmuck und Landser-CDs (16.06.2004)




Meinolf Schönborn vor seinem Versand in Herzebrock

Seit mehr als einem Jahr betreibt der ehemalige Chef der verbotenen Nationalistischen Front, Meinolf Schönborn, neben einem rechtsextremen Internetversand auch einen Laden für Wikinger- und Germanenkram in Herzebrock-Clarholz. Antifaschisten wiesen am vergangenen Mittwoch dessen Kundschaft auf den Hintergrund des Ladeninhabers hin.


Von Robert Schwarz

Mittwochs röhren die Motoren an der Brocker Mühle in Herzebrock-Clarholz. Bei schönem Wetter tummeln sich mehrere tausend Motorradfahrer rund um die Gaststätte. Es gibt aufgemotzte Bikes zu bewundern, an Bier- und Bratwurstständen wird gefachsimpelt. Ein Laden namens Meniha versorgt die Biker mit allerlei Zubehör aus dem auch in der Szene beliebten Bereich von Kelten-, Wikinger- und Germanenkult. Darüber, dass Meniha von dem ehemaligen Führer der Nationalistischen Front (NF), Meinolf Schönborn, betrieben wird, informierten am vergangenen Mittwoch bei einer spontanen Kundgebung das Antifaschistischen Kreisplenums Gütersloh, die Gruppe Sozialistische Kulturarbeit (SKA) und Cable Street Beat aus Gütersloh. Unterstützt wurde die Aktion auch von engagierten Motorradfahrern. Mit Transparenten, Megaphon und Flugblättern informierten sie die Biker.

Schönborn machte Ende der 70er-Jahre Karriere bei der NPD, 1980 wurde er deren Landesvorsitzender in NRW sowie Bundesorganisationsleiter der Jungen Nationaldemokraten. 1984 wurde er jedoch aus der Partei ausgeschlossen, der von ihm gegründete »Förderkreis junges Deutschland« war den Nationaldemokraten zu militant. In diese Zeit fiel auch ein Überfall auf einen Jugendlichen in Gütersloh, der Schönborn eine Verurteilung wegen Körperverletzung einbrachte. 1985 ging aus dem Förderkreis die Nationalistische Front hervor.

Die sorgte in den folgenden Jahren für Aufregung in der Region. Ein Haus Schönborns in der Bleichstraße wurde zum »Nationalen Zentrum«. Aufgrund antifaschistischer Proteste gab Schönborn das Haus auf, ein neues Zentrum in Detmold Pivitsheide entstand. Nach seinem Motto »nur die Tat gestaltet Geschichte« rief er Ende 1991 zur Gründung eines »Nationalen Einsatzkommandos« (NEK) auf. Als Vorbild für diese Kommandos nannte er im Gründungsaufruf explizit die Freikoprs der Weimarer Republik und die Waffen-SS. »Ihr Kampf soll unser Beispiel sein. Jetzt sind wir jungen Nationalisten in der Pflicht, wie sie heldenhaft für Deutschland zu kämpfen«, hieß es in dem Rundschreiben.

In dem wurden auch die Aufgaben des NEK dargestellt: »Ausbildung von sportlichen und gesunden Kameraden für den politischen Kampf auf der Straße« gehörte ebenso dazu wie die »Planung und Durchführung von überraschend durchgeführten zentralen Aktionen«. Unklar ist, ob solche Aktionen von der NEK durchgeführt wurden. Fakt ist, dass es im Jahr nach Schönborns Aufruf zu den Pogromen von Rostock kam. Wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung ermittelte der Generalbundesanwalt gegen Schönborn und sieben weitere NF-Mitglieder.

1992 wurde die Nationalistische Front vom Bundesinnenminister verboten. Da Meinolf Schönborn sie trotzdem weiterführte, wurde er 1995 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, seine Revision gegen das Urteil wurde vom Bundesgerichtshof abgewiesen.