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Welthaus zieht Bilanz (28.07.2004)




Drei von vielen für globales Lernen: Ulrike Mann, Christian Walger und Dani Fries vom Welthaus

Seit 24 Jahren gibt es das Welthaus in Bielefeld. Mittelkürzungen machen ihm trotz erfolgreicher Arbeit zu schaffen, wie die Jahresbilanz 2003 zeigt.

Von Mario A. Sarcletti

»Das Jahr 2003 war vielschichtig«, sagt Ulrike Mann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Welthauses an der August-Bebel-Straße. Soll heißen, dass es im vergangenen Jahr Licht und Schatten für das »Kompetenzzentrum für globales Lernen«, so die Eigendefinition, gab. Globales Lernen ist Lernen, in dem Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Zwölf ehrenamtliche Gruppen, vierzehn hauptamtliche Mitarbeiter auf elf Stellen nebst zwei Azubis und acht Praktikantinnen und Praktikanten arbeiteten im vergangenen Jahr daran, einen Beitrag zur Überwindung von Armut und zur Verwirklichung von mehr Gerechtigkeit zu leisten. Knapp 1,5 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr dafür ausgegeben.

Um dem Ziel näher zu kommen, muss sich nach Ansicht von Ulrike Mann auch unsere Gesellschaft verändern. Mehr als die Hälfte des Budgets des Welthauses wird für Bildungsarbeit hierzulande ausgegeben. Und das erfolgreich, wie Ulrike Mann sagt. Das ist also das Positive für das vergangenen Jahr. Das Angebot umfasst Broschüren, Ausstellungen, Vorträge, eine Mediothek und vor allem handfeste Angebote für Schüler. So entwickelte das Welthaus ein »Entwicklungsspiel«, bei dem die Jugendlichen lernen können, dass zu viel Wohlstand auf der einen Seite der einen Welt die Erde kippen lässt. Besonders erfolgreich sind die Projektkisten, die Schulen und andere Jugendeinrichtungen beim Welthaus ausleihen können.

»Mit unsere Projektkiste zum Thema Kakao und Schokolade haben wir vor Weihnachten viele Grundschüler erreicht«, berichtet Ulrike Mann. Dabei stellten die Kinder Schokolade her und lernten nebenbei etwas über Ghana, einen der größten Kakaoproduzenten der Welt, die Produktionsbedingungen und die negativen Auswirkungen unfairen Handels auf das Land und die Produzenten. »Da waren die Kinder sehr aktiv und lebhaft dabei«, erzählt Dani Fries, für die Bildungsprojekte des Welthauses verantwortlich.

Sehr erfolgreich ist auch die Projektkiste zum Thema Reis, die aus der Arbeit mit einem Dutzend Schülergruppen entwickelt wurde. Vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurde die Projektkiste mit einem Best Practice Award für innovative Lernformen und neue didaktische und methodische Ansätze ausgezeichnet. »Wir haben Jugendliche dazu gebracht, sich mit Themen auseinander zu setzen, die als schwer vermittelbar gelten«, erklärt Dani Fries, warum die Reiskiste zu Recht ausgezeichnet wurde.

Erfolgreich war auch die Vermittlung des Eine-Welt-Gedankens über kulturelle Angebote, Weltnachtfestival, Carnival der Kulturen und das Schulkulturprogramm. In dem kommen Kinder und Jugendliche aus Entwicklungsländern, vor allem aus Südamerika, für mehrere Tage mit Schülerinnen und Schülern aus der Region zusammen. Durch Gespräche aber auch gemeinsame kreative Projekte sollen die ostwestfälischen Jugendlichen die Lebenswelt ihrer Altersgenossen aus Übersee kennen lernen. »Leitidee dabei ist, mit Kunst und Kultur die Grenzen zum Fremden zu überwinden«, beschreibt Ulrike Mann den Ansatz des Kulturprogramms.

Erfolgreich war auch das Projekt »So fern – so nah – Lebenswelten Jugendlicher in Nord und Süd«. »Da ist es uns gelungen, verschieden Bildungsträger an einen Tisch zu bekommen«, nennt Mann eine Stärke des Projekts, die auch von der EU gewürdigt wurde. Für 2003 und 2004 gab es 2,7 Millionen Euro an Unterstützung. Für 2006 wurden erneut Gelder für zwei Jahre beantragt, im Mittelpunkt soll dann das Thema Arbeit stehen.