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»Sozialkonsens bedroht« (Teil 2)



Denn qualifizierte Arbeit müsse auch anerkannt werden. ver.di rechnet vor, dass eine Krankenschwester circa 2.300 Euro brutto verdient, eine Krankenpflegehelferin circa 1.900 Euro. »Zu Lasten der Mitarbeiter wird gespart. Dabei haben wir es hier mit Menschen zu tun, die Menschen pflegen«, erklärt Wiltrud Karbe, Mitarbeitervertreterin der v.B.A. Nicht zu vergessen diejenigen, die gepflegt werden. Trotz zahlreicher hausinterner Diskussionsrunden und Papiere mit dem schönen Namen »Qualitätssicherung«: Die Qualität in vielen Sozialeinrichtungen sinkt seit über zehn Jahren deutlich ab, einfach weil weniger qualifiziertes Personal zur Verfügung steht.

Und neues Ungemach ist am Horizont schon sichtbar: Kommt das neue Arbeitslosengeld II, dann können Arbeitslose dazu gezwungen werden, Billigjobs anzunehmen. Schon jetzt kursieren erste Stellenangebote wie die Betreuung einer Toilette in einer Schule. 85 Euro will die Schule dafür im Monat zahlen. Auch einige große Wohlfahrtsverbände haben bereits signalisiert, dass sie Niedrigstlohn-MitarbeiterInnen einstellen wollen.


Druck auf die politisch Verantwortlichen

ver.di fordert die Sozialanbieter auf, statt Personalkosten zu senken mit Druck an die politisch Verantwortlichen ranzugehen: »Die Arbeitgeber müssen sich auch mal zur Wehr setzen«, sagt Levenig. Ein Träger wie die Diakonie könne ja auch mal einen Auftrag zurückgeben. Bisher werde viel zu wenig Druck gemacht.

»Wir haben Verständnis für die Lage der Anbieter und sind auch zu Zugeständnissen bereit. Dafür aber muss auch etwas rauskommen, zum Beispiel Arbeitsplatzgarantien«, zeigt sich Levenig bewegungsbereit. Zur Zeit verhandelt ver.di mit der Arbeitnehmer-Wohlfahrt (AWO), die die Tarifverträge zum 31. März 2004 kündigte. Im Bezirk haben inzwischen 200 der 2.000 AWO-Beschäftigten zu den neuen Bedingungen: längere Arbeitszeit, deutlich weniger Geld. »Ende Juni gab es Urlaubsgeld, für die nach dem 31. März Eingestellten jedoch nicht», berichtet Heike Albersmeier, Betriebsrätin bei der AWO.

Albersmeier gibt sich kampfbereit: »Da muss jetzt mal ein Strich gezogen werden«. Dies sagt sie in dem Wissen, dass im sozialen Bereich Streiks kaum möglich sind: Niemand kann verantworten, dass KrankenhauspatientInnen unversorgt und Alte ohne Pflegehilfe und Mittagessen dastehen.