Webwecker Bielefeld: arbeitsmarktjuli2004

Knapp 2.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz (11.08.2004)





Oktober 2003 bis Juli 2004: Die blauen Säulen markieren unbesetzte Ausbildungsplätze im Bezirk Bielefeld/ Gütersloh, die roten stehen für Jugendliche, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. Grafik: Agentur für Arbeit



Ein neuer Höchststand seit Gründung der Bundesrepublik wurde im Juli 2004 bundesweit erreicht. Im Bezirk Bielefeld-Gütertsloh sind jetzt über 38.000 Menschen offiziell und von der Agentur für Arbeit anerkannt arbeitslos, dies entspricht einer Quote von 11,1 Prozent. »Mit der Zunahme um 3,8 Prozent liegt der Agenturbezirk ein Prozent über dem Landesdurchschnitt«, erklärt Peter Glück, Leiter der Agentur für Arbeit in Bielefeld. Beschäftigungswirksame Impulse würden dem Arbeitsmarkt weiterhin fehlen, erklärt er weiter. Frühestens nach Ende der Sommerferien erhofft er sich eine Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber.

Besonders hoch ist die Arbeitslosigkeit in der Stadt Bielefeld waren es sogar 13,6 Prozent, im Juni waren es 0,3 Prozent weniger. Insgesamt stellt die Arbeitsagentur für Bielefeld und Gütersloh viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt fest: Während sich 5.671 Personen arbeitslos meldeten, beendeten 4.263 Personen ihre Arbeitslosigkeit

Als erfreulich wertet Glück den ungebrochenen Trend zur Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit. Im Juli machten sich 69 Arbeitslose mit einer sogenannten »Ich-AG«, 130 mit Überbrückungsgeld selbstständig. Wieviele Selbstständige sich davon allerdings nach einiger Zeit wieder bei der Arbeitsagentur arbeiten, ist unbekannt.

Weiter schwierig stellt sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt dar. Seit Oktober 2003 wurden dem Arbeitsamt 3.784 Ausbildungsstellen gemeldet, fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 5.284 Bewerbungen, neun Prozent mehr. Ende Juli 2004 waren somit 611 Ausbildungsstellen noch unbesetzt und 1.951 Bewerber noch nicht vermittelt.

Die Angaben des Arbeitsamtes stehen dabei nur scheinbar im Widerspruch zu den Meldungen der ›Industrie- und Handelskammer‹ Ostwestfalen (IHK) und der ›Handwerkskammer‹ Bielefeld (HKB). Die vermelden Steigerungen der Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 4 Prozent (Industrie- und Handelskammer) oder gar 11,8 Prozent (Handwerkskammer).

Die größere Zahl abgeschlossener Ausbildungsverträge blendet jedoch aus, dass die Zahl der BewerberInnen größer ist. Daraus einen positiven Trend abzuleiten, wie es IHK und HKB tun, dürfte allerdings ideologisch bestimmt sein: In den vergangenen Wochen gab es immer wieder solche Erfolgsmeldungen, die sich allesamt auf dem Hintergrund der drohenden Ausbildungsplatzabgabe bewegen. Zudem versucht die Politik einzugreifen, unter anderem durch die neue Ausbildungsverordnung, die nun auch bezahlte Praktika als Ausbildungsvorstufe vorsieht. Mit Stichtag Ende Juli jedenfalls sind die Arbeitgeber bundesweit wie auch in Bielefeld weit davon entfernt, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen zu können.