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Unter dem Pflaster liegt kein Strand (15.09.2004)






Im Frühjahr 2005 soll die Altstadt neu gepflastert werden. Sie ist Teil einer Sanierung dieses Stadtgebiets, von dem sich die Kaufleute versprechen, wieder mehr Kunden zu bekommen. Die Gesamtbaukosten werden knapp vier Millionen Euro betragen, das Land finanziert einen großen Teil davon mit Mitteln zur Stadterneuerung. Im Juli hatte eine Mehrheit im Umwelt- und Stadt-Entwicklungsausschuss (UStA) beschlossen, dass Granit verlegt werden soll. Allerdings mehren sich die Zeichen, dass die Kosten für den Grantit über dem Plan liegen.

Die Grünen haben es so kommen sehen: Bereits im Juni hatten sie die Mehrkosten bei der Verwendung von Granit auf mehr als 700.000 Euro beziffert. Die von Baudezernent Gregor Moss und den Vertretern der Altstadt-Kaufleute favorisierte Verwendung von chinesischem Granit ist wesentlich teuerer als die Pflasterung mit einem ebenso haltbaren Kunststein, pro Qudratmeter circa 50 Euro. Offiziell prüft das Baudezernat noch die Ergebnisse der Ausschreibung, die jetzt vorliegen. Erst dann will man sich zu den Kosten äußern. Das Westfalen-Blatt hatte jedoch bereits gemeldet, dass der Kostenrahmen gesprengt werden würde.

Fachleute hatten im Vorfeld der Ratsentscheidung vom Juli deutlich gemacht, dass sowohl bei der Haltbarkeit, der Oberflächenbeschaffenheit und der Standfestigkeit keine nennenswerte Unterschiede zwischen dem kostengünstigeren Naturstein und dem Granit aus China bestehen. In Bezug auf die Folgekosten – Unterhaltungsaufwand, Reinigungsfähigkeit und Fugenstabilität – bestehen aus Sicht der Grünen eindeutige Vorteile beim Kunststein. Da der Kunststein aus heimischer Produktion stammt, entfallen lange Transportwege und er wäre wesentlich schneller verfügbar.

Die Grünen warnen davor, weiterhin auf den Granit zu setzen und dafür an anderer Stelle, etwa bei der Ausstattung mit Bänken, mit Kinderspielgeräten oder Beleuchtung zu sparen. Eine Altstadt-Sanierung sei deutlich mehr als nur der Austausch von Pflastersteinen, erklärt Inge Schulze, Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen. »Die Verwaltung täte gut daran, ihr Scheitern einzugestehen und jetzt die Chance ergreifen, eine auskömmliche Lösung zu suchen«. Diese könne jedoch nicht darin bestehen, bei der Ausstattung der neugestalteten Altstadt zu sparen und damit die Akzeptanz sowie die Zuschussfähigkeit der Gesamtmaßnahme zu gefährden.