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Baden gehen in Brackwede (30.06.2004)





Sommer 2003: Die Bielefelder Philharmoniker spielen im Freibad Brackwede. Am Sonntag, 4. Juli, kommen sie wieder


Das Freibad Brackwede steht auf der Streichungsliste. Doch könnte ab 2006 umgebaut werden und dann ein Naturbad entstehen. Es fehlt noch der Sponsor, der die knapp zwei Millionen Euro Kosten übernimmt. Am Sonntag aber spielen erst mal die Bielefelder Philharmoniker im Bad,


Von Manfred Horn

Ein vereinzelter Schwimmer zieht ruhig seine Bahn. Dabei würden auch noch etliche andere Platz in den 100 Meter-Becken finden. Es scheint zwar die Sonne, die Temperatur liegt aber nur knapp über 20 Grad. Der diesjährige Sommer kommt nur schwer in die Gänge, gerade mal 1.300 BesucherInnen zählt das Freibad Brackwede bis heute.

Das Freibad liegt eigentlich eher im Ortsteil Quelle, ziemlich genau am Ortseingang, wo rechts die Bundesstraße zum Zweischlingen und Richtung Osnabrück abgeht. Es ist ein Bad mit einer riesigen Schwimmfläche. Früher veranstaltete der SV Brackwede hier Schwimmwettkämpfe. Wendebretter teilten das 100 Meter-Becken in der Mitte, wo eine Brücke über die Anlage geht. Auch Wasserball wurde hier gespielt. »Heute hingegen geht nichts mehr unter 26 Grad«, sagt Peter Rausch, Vorsitzender des Vereins ›Freibad Brackwede‹. Nur die TriathletInnen, die es besonders knackig lieben, kommen abends noch zum Schwimmen vorbei, nachdem sie eine Strecke lang durchs Luttertal gehechelt sind.

Ganz in der Nähe des Bades entspringt die Lutter. Sie speist seit der Eröffnung des Bades am 22. August 1926 die Anlage. Eine Besonderheit ist der Wasserkreislauf: Nur im Frühjahr rückt die Feuerwehr an, um mit dicken Schläuchen das Wasser abzupumpen. Ansonsten bleibt das Wasser, sechseinhalb Millionen Liter, in den Becken, auch im Winter. Gereinigt wird es mit einer speziellen Filtertechnik. Dazu wird es in eine Anlage gepumpt, die mit feinem Kies versehen ist. Der Dreck kommt weg, das Wasser in gechlortem Zustand zurück in die beiden Becken.

Nach einem immer noch gültigen Ratsbeschluss aus dem Jahr 1992 sollen in Bielefeld weitere Bäder geschlossen werden. Nach der Saison 2006 soll den Bädern in Schröttinghausen, Gadderbaum und Brackwede das Wasser abgedreht werden. In allen Bädern sind es Fördervereine, die in den vergangenen Jahren überhaupt noch für eine Öffnung gesorgt haben. Je nach Perspektive fehlt der Stadt fehlt bekanntlich das Geld beziehungsweise liegt ihre Prioritätensetzung woanders. So ist das Freibad Brackwede wie die anderen Bäder auch zwar noch unter dem Dach der › Bielefelder Bäder- und Freizeiteinrichtungen GmbH‹ (BBF), kriegt aber nur noch 1,5 Bademeisterstellen bezahlt. Den großen Rest, laufende Betriebskosten und Instandhaltung trägt der Verein ›Freibad Brackwede‹.

Das Wasser im Freibad Brackwede wird nicht aufgeheizt – so ist die Anlage schon heute ein halbes Naturbad. Die grüne Fraktion, die am Montag Abend zu Besuch im Freibad war, interessierte sich vor allem für die Zukunftspläne. Der inzwischen über 400 Mitglieder zählende Verein, die Mitgliederzahl hat sich im vergangenen Jahr mal eben verdoppelt, kämpft um den Erhalt des Bades. Die Vision lautet: Das Freibad Brackwede wird zum Naturbad. Dazu wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die zwei bestehenden Wasserflächen sollen vergrößert und zu einer großen »Seefläche« vereint werden. Sämtliche Beton- und Plattenflächen werden entfernt und alle Umläufe naturnah gestaltet: Holzwege und Sandstrände entstehen, die Liegefläche verwandelt sich in eine leicht hügelige Landschaft.