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Antifa säubert Bad Salzuflen (22.09.2004)





Etwa einhundertfünfzig Menschen aus der linken Szene protestierten am vergangenen Samstag gegen die Neonaziszene in dem Städtchen Bad Salzuflen. Dass es die dort gibt, war dabei nicht zu übersehen.


Von Robert Schwarz

Als sich die etwa einhundertfünfzig vorwiegend jungen Demonstranten am vergangenen Samstag vor dem Bahnhof in Bad Salzuflen versammelten, bekamen sie zu sehen, gegen wen sich die »Radikalkur in Bad Salzuflen« genannte Demonstration richtete. Vor dem Supermarkt am Bahnhof war ein knappes Dutzend Skinheads aufgetaucht. »Kommt her, wenn ihr Deutsche seid«, feixten einige der linken Demonstranten in Richtung der Rechten. Die wurden schnell von der Polizei in Transporter gepackt und vom Ort der Demonstration gegen Rechtsrock und Neonazis weggefahren.

Zu der hatten verschiedene Antifagruppen aus der Region und der Kreisverband der PDS aufgerufen, da sie in dem Kurort eine rege Neonaziszene verorten. »Die Kameradschaft Boot Bois Lippe ist bundesweit bei Aufmärschen vertreten«, erklärt Beate Niemeyer, die die PDS im Bielefelder Rat vertritt. »Die versuchen gezielt junge Leute ins Boot zu holen«, beschreibt sie die Strategie der Kameraden.

Neben der Teilnahme an Aufmärschen soll dabei vor allem ein breites, auf den ersten Blick unpolitisches Freizeitangebot helfen. So wendet sich die Band »Knock out« vor allem an Fußballfans und Hooligans. Ihr Sänger ist allerdings alles andere als unpolitisch, war er doch Mitglied der rechtsextremen Band »Sleipnir«. Die macht nicht nur Platten, die beschlagnahmt werden, und tritt bei allerlei rechtsextremen Veranstaltungen auf, sondern ist auch in das in Deutschland verbotene »Blood & Honour« Netzwerk verstrickt. Auch die Boot Bois machen aus ihrer Sympathie für die rechtsradikale Vereinigung kein Hehl. In ihrem Magazin »Herrlich Hermannsland« findet sich eine Anzeige für den »Stormer«, die Zeitschrift von »Combat 18«, der Terrorgruppe von Blood & Honour.

Blood & Honour versucht über Rockmusik vor allem Jugendliche für rechtsextremes Gedankengut zu begeistern. Teil dieser Strategie sind der Versandhandel mit CDs und Konzerte mit rechtsextremen Bands. Zwei solcher Konzerte fanden im September vergangenen Jahres im Salzufler Ortsteil Lockhausen statt. Bei einem dokumentierte Spiegel-TV, dass ganz offen Hakenkreuze gezeigt wurden.

Neben Berichten über solche Rechtsrockkonzerte finden sich in »Herrlich Hermannsland« Artikel über »Himmlers Kultstätten« oder Rudolf Hess. Aufkleber zu Ehren des Hitlerstellverteters tauchten vor einigen Wochen massenhaft im Stadtbild Bad Salzuflens auf. Ein Redner forderte am Samstag die Bürger auf, gegen solche Propaganda vorzugehen. »Es kann doch nicht sein, dass die Stadt mit rechtsradikalem Schrott zuplakatiert wird«, appelliert er an die Zivilcourage der Zuhörer. Ein Neunjähriger formuliert seine Aufforderung deutlicher: »Alle Leute wissen, Nazis sind beschissen. Wollt ihr sie verjagen müsst ihr es auch wagen«, reimt er durch das Mikrofon.

Dass es in Bad Salzuflen Nazis gibt, war auch am Samstag offensichtlich. Entlang der Demonstrationsroute prangte eine große Zahl rechtsradikaler Aufkleber. Neben dem Emblem einer »Bundesweiten Aktion Nationale Sozialisten« klebten Flugblätter der »Anti-Antifa«. »Finger weg von unserer Jugend« steht da, und die Aufforderung »Antifa-Gruppen zerschlagen.« Die Flugblätter und Aufkleber klebten auch auf vielen Wahlplakaten, vor allem solche der PDS waren betroffen. Aber auch auf der Wahlwerbung der anderen Parteien zur Kommunalwahl waren sie zu sehen.