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1 Euro-Job im AJZ? (17.11.2004)





Geheimplan aufgedeckt: Die Ein Euro Münze wurde von Anfang an nur eingeführt, um körperliche Ertüchtigung gering zu entlohnen. Hier die Rückseite der portugiesischen Ein Euro Münze




Am Montag berieten verschiedene Bielefelder Sozial-Initiativen wie Welthaus oder AIDS-Hilfe darüber, ob sie 1 Euro-Jobs anbieten sollen. Im Prinzip waren fast alle dagegen. Im Einzelfall ist es aber schwieriger.


Von Mario A. Sarcletti

»Wir sind alle aufgefordert, Sand ins Getriebe dieses Wahnsinns zu streuen«, sagt ein Teilnehmer des Treffens verschiedener Bielefelder Initiativen zur Frage, ob diese 1 Euro-Jobs anbieten sollten. Die Zustimmung die er erntet, wurde bei einer Umfrage unter den Vertretern von Institutionen wie AIDS-Hilfe, Frauenhaus oder Kindertagessstätten aber doch relativiert. Sollte ein bisher ehrenamtlicher Mitarbeiter von einer solchen »Eingliederungsmaßnahme« bedroht sein, wird es für die Initiativen schwierig, die politisch korrekte Haltung zu wahren.

So berichtet Peter Struck von der AIDS-Hilfe von einem, der sich bisher ehrenamtlich engagiert hat. Der zukünftige ALG II-Empfänger würde seinen 1 Euro-Job gerne bei der Einrichtung antreten und eine Junkie-Selbsthilfe aufbauen. »Da haben wir unsere entschiedene Gegenposition erstmal aufgegeben«, berichtet Peter Struck. »Im individuellen Fall ist es nicht ganz so einfach wie in der politischen Frage«, gibt er zu.

Ein anderer Diskussionsteilnehmer erzählt, dass er gezielt darauf angesprochen wurde, sein persönliches Umfeld um einen 1 Euro-Job anzuschnorren. »Die REGE hat mir gesagt: Fragen sie doch mal bei der Bürgerwache oder dem AJZ nach«, bechreibt er seine Erfahrungen mit der Job-Akquise. Das AJZ ist dafür aber definitiv die falsche Adresse: »Wir haben das entschieden und das bleibt auch so«, beschreibt ein Vertreter des ArbeiterInnen-Jugend-Zentrums die ablehnende Haltung der Hausversammlung zu dem Programm.

Auch das AJZ wurde wie andere Institutionen von den Großen am Markt der Arbeitsmarktförderungsinitiativen angesprochen. Das Welthaus erhielt ebenso wie das Frauenhaus eine Anfrage der GAB, an die Kindertagesstätte »Bunter Sandkasten« wandte sich das ESTA-Bildungswerk. »Die Weiterbildungsträger knapsen alle und versuchen sich durch die Akquise von 1 Euro-Jobs über Wasser zu halten«, vermutet ein Teilnehmer der Runde. Ein skurriles Beispiel für diese Versuche nennt eine Vertreterin des Vereins »Jump for Joy«. Bei dem wurde vom Stadtsportbund angefragt, ob der Verein nicht eine 1 Euro-Stelle einrichten wolle. »Aber bei uns gibt es definitiv nichts zu tun«, plaudert die Vertreterin des Vereins aus.

Bei den Initiativen geht die Sorge um, dass bei einer Verweigerung der Zusammenarbeit mit Kommune und Agentur für Arbeit die Leistungsverträge nicht verlängert werden. Deshalb versuchen sie einen Konsens gegen die »Arbeitsgelegenheiten« herbeizuführen. Nur Claudio Vendramin von der Recyclingbörse kann sich die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit vorstellen: »Wir sind von solchen Arbeitsplätzen abhängig«, sagt er.

Positiv stehen wohl auch die Kindertagesstätten zu den 1 Euro-Jobs: »Der Großteil wird das machen, weil ihnen das Wasser bis zum Hals steht«, vermutet eine Vertreterin der Kitas. Die Folgen dieser Einstellung sind nach Angaben eines Elternteils Vertreters einer Kita in Werther bereits jetzt zu verspüren. »Die Stellen für Praktikanten und Vorpraktika für das kommende Jahr wurden gestrichen«, berichtet er.

Die Initiativen wollen in zwei Wochen weiter über das Thema beraten. Bis dahin gilt: Grundsätzlich: »Nein«, individuelle Notfälle: »Mal gucken«. Oder wie es ein Vertreter einer Sozialinitiative formulierte: »Wenn ich jetzt arbeitslos werde, bitte ich um Schutz vor diesem asozialen Gesetz.« An seine Kollegen appellierte er: »Wir müssen viel mehr über subversive Aktionen nachdenken«.


Über den Umgang mit Hartz IV nachgedacht wird am 29. November um 20 Uhr in der Bürgerwache.